Bersenbrücker
Kreisblatt, Ausgabe vom 19. November 2015, Seite 13, Ressort Lokales
Die
IGS als „Vorreiter“
Prüfungskonzept
für Voltigieren
Fürstenau.
Geschafft. Die Anforderungen für Voltigieren als Prüfungssportart
im Abitur stehen fest. Ein Team der IGS Fürstenau hat sie in den
vergangenen Monaten ausgearbeitet und ans Kultusministerium
geschickt. Die Behörde hat das Konzept ohne die geringste
Beanstandung genehmigt. Nun kann die IGS als erste Schule in
Niedersachsen Schüler im Fach Voltigieren im Abitur prüfen. Das
neue Angebot ist Teil eines umfassenden Konzeptes für den
Pferdesport an der IGS.
Schulleiter
Jürgen Sander und der Leiter der Sekundarstufe II, Stephan-Heinrich
Flohr, freuten sich sichtlich über die gute Nachricht aus Hannover,
vor allem darüber, dass das Kultusministerium der IGS zugetraut hat,
die „einheitliche Prüfungsanforderung“ – so der Fachbegriff –
zu erstellen und dass sie am Ende offenbar keine Wünsche
offengelassen hat. Dafür haben Stephan-Heinrich Flohr – maßgeblich
unterstützt von den Lehrern Sarah Boyemann, Anne Meyering sowie Lena
Altmann – nichts dem Zufall überlassen. Die Pädagogen bildeten
sich fachlich weiter, suchten zudem den Rat von Eckard Meyners sowie
Silke Gärtner von der Reiterlichen Vereinigung in Warendorf und
legten schließlich den Entwurf der Bundestrainerin für Voltigieren,
Ulla Ramge, vor. Erst als all das erledigt war, trat das Konzept
seine Reise gen Hannover an. Echte Pionierarbeit lag dann auf dem
Tisch des Kultusministeriums. Davon können künftig auch andere
Schulen profitieren, die ebenfalls planen, Voltieren als
Prüfungssportart im Abitur anzubieten.
Ursprünglich
hatte die IGS nicht nur den Antrag für Voltigieren gestellt, sondern
auch für Reiten. Doch dafür erhielt die IGS keine Zusage. Die
Gründe dafür sind plausibel und haben mit der Vergleichbarkeit der
erbrachten Leistungen zu tun. Beim Voltigieren können die Prüflinge
allesamt dasselbe Pferd benutzen. Beim Reiten stellt sich das anders
dar. Hier können nicht alle Prüflinge dasselbe Pferd reiten, zumal
es vielleicht an einem Tag besser in Form ist, am anderen Tag
schlechter. Um Reiten doch noch als Prüfungssportart anbieten zu
können, bedürfe es weiterer Überlegungen, erklären
Stephan-Heinrich Flohr und Jürgen Sander. Sie wollen zumindest
mittelfristig versuchen, auch hier voranzukommen.
Das
erste Mal ist die IGS übrigens in Sachen Reiten und Voltigieren
bereits vor drei Jahren bei der Landesschulbehörde vorstellig
geworden. Der Ausgangspunkt: Niedersachsen ist ein Pferdeland und
führt das Tier zudem im Wappen – warum nicht Reiten und
Voltigieren anbieten? Damals ging es aber noch nicht um die
Abiturprüfung, sondern generell um Unterrichtsangebote im 12. und
13. Jahrgang. Da kein Widerspruch aus der Landesschulbehörde kam,
startete die IGS das Projekt. Neben dem Unterricht in der Oberstufe
gibt es zudem fünf AGs für Voltigieren und Reiten.
All
die Angebote sind Teil eines Gesamtpaketes, das die IGS in Kürze
noch durch das therapeutische Reiten als Maßnahme zur Inklusion
abrunden möchte. Auch dafür liegt ein Antrag in Hannover zur
Genehmigung vor. Bei der Vorbereitung des Vorhabens hat die IGS
dieses Mal mit Shirin Homayouni aus Bremen zusammengearbeitet, einer
Reitpädagogin und ausgewiesenen Expertin für Inklusion. Wenn der
Antrag genehmigt werde – und eigentlich spreche nicht wirklich
etwas dagegen –, dann könne die IGS sofort loslegen, betont
Stephan-Heinrich Flohr. Mit dem Angebot des therapeutischen Reitens
wolle die IGS ein Zeichen setzen. Nutzen könnten das Angebot die
derzeit bis zu 15 Jungen und Mädchen mit Beeinträchtigungen, aber
beispielsweise auch die oft traumatisierten Flüchtlingskinder, von
denen derzeit 21 an der IGS unterrichtet würden. Der Kontakt und
Umgang mit Pferden könne Balsam für die Seele sein, zumal das Pferd
in fast allen Kulturen positiv bewertet werde, betont
Stephan-Heinrich Flohr.
Neben
diesen Angeboten gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft zur IGS
außerdem seit 1996 das Schulreitsportzentrum – ins Leben gerufen
vom damaligen Sportdirektor der Bezirksregierung Weser-Ems, Günter
Westermann, und dem ehemaligen IGS-Schulleiter Karl-Heinz Dirkmann.
Es kann mit 36 Betten, einer Selbstversorgerküche und sanitären
Anlagen übrigens von allen Schulen in Niedersachsen genutzt werden.
Angesichts
der vorhandenen Möglichkeiten war es nur logisch, dass die IGS ihr
pferdesportliches Konzept Schritt für Schritt ausbaut. Dass die
Schule alles nach ihren Vorstellungen umsetzen kann, ist vor allem
dem Reit- und Fahrverein Fürstenau zu verdanken. Der kümmert sich
um die Pferde, stellt die Halle zur Verfügung und ist auch sonst
stets zur Stelle. Besser geht es nicht.