Bersenbrücker
Kreisblatt, Ausgabe vom 07. Oktober 2014, Seite 16, Ressort Lokales
Zum
Anfassen und Mitmachen
Thementag
an der IGS
Fürstenau.Es
war ein besonderer Tag. Auch für die Integrierte Gesamtschule in
Fürstenau. Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit drehte sich
an der IGS alles um den Mauerfall. Einen entsprechenden Thementag
hatte der Fachbereichsleiter für Gesellschaftslehre, Frank Pampel,
federführend organisiert. Er stammt gebürtig aus Ostdeutschland und
hat die DDR-Zeit miterlebt.
Nachdem
die Schüler in den ersten drei Stunden von ihren Tutoren im
Klassenverband Hintergründe über die Geschichte der DDR und den
Mauerfall erhalten hatten, konnten sie an insgesamt 20 aufgebauten
Stationen das Leben in der DDR anschaulich nachvollziehen.
Bei
einigen Stationen kam klar zum Ausdruck, dass die DDR ein
Unrechtsstaat war. So war in der Turnhalle ein Fluchttunnel
nachgebaut worden, den die Schüler ausprobieren konnten. Die
Menschen damals gingen mit dem Betreten des Tunnels in eine ungewisse
Zukunft, mit der Angst im Nacken, kurz vor dem Ziel noch durch die
Staatsmacht festgenommen zu werden, wie die Jungen und Mädchen
erfuhren. Bei einer misslungenen Flucht wurden die Menschen in
Gefängnisse der Staatssicherheit, wie zum Beispiel das „Gelbe
Elend“ in Bautzen, gebracht – für viele Menschen Orte des
Schreckens.
Im
Keller der IGS war zudem ein Vernehmungsraum, eine Gefängniszelle
mit Folterkammer, nachgebaut worden. Die Schüler erfuhren hier, wie
und mit welchen Methoden das Ministerium für Staatssicherheit –
kurz Stasi – arbeitete.
Damit
nicht genug: An drei Stellen der Schule war aus Eierkartons die
Berliner Mauer nachgebaut worden. Dazu gab es Hinweisschilder wie
„Halt, Staatsgrenze!“. An einem Kontrollpunkt führten außerdem
die Schüler Jonas Dingmann und Steffen Bleek in original Uniformen
der Nationalen Volksarmee (NVA) vor, wie Kontrollen abliefen. Eine
Erfahrung, die die Schüler noch nicht gemacht hatten.
Um
den Mangel an täglichen Dingen darzustellen, gab es auf der einen
Seite einen normalen Gemüseladen, auf der anderen Seite einen
Intershop, bei dem in der Regel nur mit Westgeld eingekauft werden
konnte. In zwei Diskotheken war außerdem „Ost-Musik“ zu hören.
Weiterhin
führte der Schüler Till Hollermann seinen Wartburg, Baujahr 1966,
vor, mit dem er täglich zur Schule fährt. Norbert Raskob wiederum
stellte seinen Trabi, Baujahr 1988, vor. Darüber hinaus waren
Motorräder, ein „Duo“ Krankenfahrzeug und eine „Schwalbe“ zu
besichtigen. Ebenfalls authentisch war ein sportmotorischer
Leistungstest der Luftwaffe. An dem konnten die Schüler in der
Sporthalle teilnehmen.
In
sieben Kinos informierten außerdem Spielfilme oder Dokumentationen
die Schüler über das Leben in der DDR. Filme wie „Sonnenallee“,
„NVA“ und „Das Leben der Anderen“ standen auf dem Programm.
Eine Ausstellung mit Informationen über die Opposition der DDR
rundete das Themenprojekt ab.
Gegen
Ende des Thementages brachten die Schüler der IGS die aufgebaute
Mauer noch einmal symbolisch zu Fall. Die Schüler riefen zuvor in
Sprechchören „Die Mauer muss weg“. Dann waren sie nicht mehr zu
halten. Sie erlegten das Bauwerk binnen weniger Sekunden. Das
Fazit: So kann Schule auch sein. Anschaulich, zum Anfassen und
Mitmachen – mithin lehrreich. Es muss nicht immer graue Theorie
sein.
http://www.noz.de/lokales/samtgemeinde-fuerstenau/artikel/512015/furstenau-igs-schuler-reissen-die-mauer-ein