Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 13. März 2014 Seite 15, Ressort Lokales
Selter: Baier egoistisch und schmerzfrei
Schulstreit: Massive Kritik aus den Kommunen – IGS in Wallenhorst? – „Elternwille wird eingeschränkt“
Neuenkirchen/Fürstenau.
Nach der Samtgemeinde Artland üben nun auch die Nachbargemeinden
Neuenkirchen und Fürstenau öffentlich Kritik an den Gesamtschulplänen
in der Samtgemeinde Bersenbrück.
Die Samtgemeinde Neuenkirchen
setzt trotz der aktuellen Diskussion weiter darauf, dass es in der
Frage nach der künftigen Schulstruktur im Landkreis Osnabrück im
Vorfeld die vereinbarte partnerschaftliche Kooperation auf Augenhöhe
geben werde. Für den CDU-Ratsherrn und Kreistagsabgeordneten Bernward
Abing sind die Pläne für die Gründung neuer Gesamtschulen in der
Samtgemeinde Bersenbrück und der Stadt Bramsche „angesichts sinkender
Schülerzahlen unverantwortlich und gegenüber der Samtgemeinde
Neuenkirchen äußerst unfair“. Bersenbrücks Bürgermeister Horst Baier
habe selbst vor „Schnellschüssen“ gewarnt, „nun macht er sie selbst“,
sagte er in der jüngsten Sitzung des Samtgemeinderates. Abing forderte
die Solidarität Bersenbrücks und Bramsches ein, unter Moderation des
Kreises die künftige Schulstruktur festzulegen.
Heiner Brinkmann
sprach sich dafür aus, die neu eingerichteten Oberschulen „erst einmal
in Ruhe arbeiten zu lassen“, damit Ergebnisse über die Arbeit gesammelt
werden könnten. Über die Diskussion neuer Gesamtschulen im Nordkreis
habe er sich geärgert, bekannte SPD-Ratsherr Daniel Schweer. Die
Vereinbarung von CDU und SPD auf Kreisebene sehe „bis zu zwei neue
Gesamtschulen“ im gesamten Kreisgebiet und eben nicht im Altkreis
Bersenbrück vor.
Wenig schmeichelhafte Worte für das Vorgehen von
Horst Baier hatte am Dienstag auch der Bürgermeister der Samtgemeinde
Fürstenau übrig. Bei einem Treffen mit dem neuen IGS-Schulleiter Jürgen
Sander, der seit 100 Tagen im Amt ist, erklärte Peter Selter, dass sich
sein Amtskollege in Bersenbrück völlig „egoistisch und schmerzfrei“
verhalte. Das habe er Horst Baier in dieser Woche auch so gesagt. Er
erwarte, dass auch der Bürgermeister der Samtgemeinde Bersenbrück „den
Anstand in der kommunalen Nordkreisgemeinschaft“ wahre. Sein Alleingang
schade schon jetzt der Schulstruktur in der Region, weil er für
Irritationen an den Schulen und bei Eltern sorge. Das sei
unverantwortlich.
Wenn die Samtgemeinde Bersenbrück tatsächlich
auf Biegen und Brechen eine Gesamtschule durchsetze und zusätzlich
Schulbezirke einrichte, um so zu verhindern, dass Schüler aus der
Samtgemeinde Bersenbrück die Integrierte Gesamtschule in Fürstenau
besuchen könnten, werde die Samtgemeinde Fürstenau das nicht einfach
hinnehmen. Zwar gebe Horst Baier vor, mit einer Gesamtschule in seiner
Kommune dem Elternwillen Rechnung tragen. Aber genau das Gegenteil sei
der Fall. Mit der Einrichtung eines Schulbezirkes – die er offenbar
beabsichtige – würde er den Eltern die Wahlfreiheit nehmen. Lediglich
die Oberstufe der IGS in Fürstenau könnten dann Schüler aus Kettenkamp
oder Ankum noch besuchen. Das sei der falsche Weg, so Peter Selter.
Die
Integrierte Gesamtschule in Fürstenau sei eine Angebotsschule für den
gesamten Nordkreis und werde auch so gesehen. Horst Baier wolle aus
einem absurden Kirchturmdenken heraus künftig genau das unterlaufen.
Auch
Jürgen Sander wies darauf hin, dass die Integrierte Gesamtschule eine
Angebotsschule für den ganzen Nordkreis sei. Um pädagogisch optimal im
Sinne der Schüler arbeiten zu können, sei eine Sechszügigkeit absolut
sinnvoll. Die Einrichtung eines Schulbezirkes in der Samtgemeinde
Bersenbrück würde diesem Grundkonzept der IGS zuwiderlaufen, so Jürgen
Sander. Überdies sei den Eltern und Schülern aus Orten wie Eggermühlen
oder Bersenbrück wohl nur schwer zu vermitteln, dass sie künftig nicht
mehr die Klassen fünf bis zehn der IGS in Fürstenau besuchen dürften.
Derzeit besuchten 272 Schüler aus der Samtgemeinde Bersenbrück die
Sekundarstufe I sowie die Oberstufe der IGS.
Weiterhin sieht
Jürgen Sander in einem Alleingang der Samtgemeinde Bersenbrück unter
anderem auch Gefahren für die Gymnasien im Nordkreis. Im Sinne des
Erhalts der schulischen Vielfalt wünsche er sich deshalb, dass alle
Verantwortlichen gemeinsam und einvernehmlich ein tragfähiges Konzept
für die Zukunft erarbeiteten, dass allen Schulen gerecht werde. Für den
Landkreis halte er es unter anderem für sinnvoll, wenn es neben der
Gesamtschule Melle im Süden und der Gesamtschule Fürstenau im Norden
eine weitere in der Mitte gebe – beispielsweise in Wallenhorst. Das
mache schulpolitisch Sinn.
http://www.noz.de/lokales/fuerstenau/artikel/458347/schulstreit-im-nordkreis-scharfe-kritik-an-baier