Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 06. Februar 2014 Seite 15, Ressort Lokales
Schulpolitischer Streit droht
Mittelstufen-IGS: Samtgemeinde Fürstenau kritisiert Verhalten der Nachbarkommune – Elternwille
Fürstenau/Bersenbrück.
Droht im Nordkreis ein schulpolitischer Streit wegen der möglichen
Gründung einer Mittelstufen-IGS in der Samtgemeinde Bersenbrück? In der
jüngsten Sitzung des Schulausschusses der Samtgemeinde Fürstenau
warnten Verwaltung und Kommunalpolitik die Nachbarkommune vor
„protektionistischen“ Bestrebungen. Auch seien Überlegungen der
Samtgemeinde Bersenbrück, für eine Mittelstufen-IGS Schulbezirke
einrichten zu wollen, fragwürdig. Damit würde Einfluss auf den
Elternwillen genommen, hieß es.
Eigentlich war die Sitzung des
Ausschusses schon fast vorbei. Da meldete sich unter dem
Tagesordnungspunkt „Behandlung von Anfragen und Anregungen“
Samtgemeindebürgermeister Peter Selter zu Wort. Er habe zwar durchaus
Verständnis dafür, dass Kommunen im Nordkreis zunächst für sich
grundsätzliche Überlegungen zur Weiterentwicklung des Schulsystems in
der eigenen Kommune anstellten. Das, was aber derzeit in der
Samtgemeinde Bersenbrück angedacht werde, sei problematisch und mit
Blick auf die möglichst einvernehmliche und sinnvolle Weiterentwicklung
des Schulsystems im Nordkreis in der geplanten Form nicht zielführend.
Als
Beispiel nannte Peter Selter Bestrebungen in der Samtgemeinde
Bersenbrück, im Falle eines Zustandekommens einer Mittelstufen-IGS,
Schulbezirke einzurichten. Das könne möglicherweise bedeuten, dass
Eltern aus der Samtgemeinde Bersenbrück ihre Kinder nicht mehr zur IGS
in Fürstenau schicken könnten, weil es dann ja – abhängig von der
Entscheidung der Landesschulbehörde – ein vergleichbares Angebot in der
eigenen Kommune geben würde. Bisher habe es zwar für die Oberschulen in
der Samtgemeinde Bersenbrück auch Schulbezirke gegeben. Dies habe aber
lediglich bedeutet, dass die Eltern ihre Kinder beispielsweise nicht zu
einer Oberschule in der Samtgemeinde Neuenkirchen hätten schicken
können. Die IGS Fürstenau sei nicht unter diese Regelung gefallen, weil
sie einerseits ein nicht vergleichbares Angebot habe und andererseits
ohnehin eine Angebotsschule für die gesamte Region sei.
Wenn es
nun für die geplante Mittelstufen-IGS tatsächlich Schulbezirke gebe,
werde sich das natürlich auf die Schülerzahlen an der IGS Fürstenau
auswirken. So besuchten derzeit fast 300 Jungen und Mädchen aus der
Samtgemeinde Bersenbrück die Schule, so Peter Selter.
Der
Samtgemeindebürgermeister hofft nun, dass auch die Nachbarkommune
Interesse an der Wahrung des Schulfriedens im Nordkreis habe, zumal
sich die Samtgemeinde Fürstenau in der Frage des Schulgeldes in der
Vergangenheit ebenfalls kooperativ gezeigt habe. Er setze nun zunächst
auf die moderierende Funktion des Landkreises Osnabrück, betonte Peter
Selter abschließend. Nur im Konsens könne das gute und vielfältige
Schulsystem im Nordkreis zum Vorteil aller Eltern und Schüler
weiterentwickelt werden. „Alleingänge sind definitiv kontraproduktiv.“
Auch
Bippens Bürgermeister Helmut Tolsdorf (SPD) sowie der stellvertretende
IGS-Schulleiter und SPD-Ratsherr Josef Thale warnten vor
„bildungspolitischem Protektionismus“ einzelner Nordkreis-Kommunen.
Ratsherr Friedrich-Wilhelm Oldenhage (CDU) wiederum rief dazu auf,
alsbald das vertiefende Gespräch mit den anderen Kommunen zu suchen. So
wie sich das „führende Personen in der Samtgemeinde Bersenbrück“
derzeit vorstellten, gehe es nicht.
Unterdessen erklärte der
Bürgermeister der Samtgemeinde Bersenbrück, Horst Baier, am Dienstag
auf Nachfrage des „Bersenbrücker Kreisblattes“, dass natürlich noch
nichts entschieden sei. Allerdings habe jede Kommune das Recht, sich
zunächst einmal grundlegende Gedanken zur eigenen Schulentwicklung zu
machen. Dazu gehöre eben auch die Überlegung, dass fast 300 Schüler
derzeit die IGS in Fürstenau besuchten und die Eltern diese Schule
offenbar sehr attraktiv fänden. Da stelle sich doch die berechtigte
Frage, ob nicht in der eigenen Kommune auch so ein Angebot geschaffen
werde könne.
Was die Frage der Schulbezirke angehe, so müssten
hier erst einmal schulrechtliche Fragen abgeklärt werden. Sei
beispielsweise eine Mittelstufen-IGS vergleichbar mit einer IGS, die
über eine Oberstufe verfüge? Das müsse die Landesschulbehörde
entscheiden.
Ansonsten verwies Horst Baier auf die laufenden
Abstimmungsgespräche zwischen Landkreis, Schulen und Kommunen mit Blick
auf künftige IGS-Standorte. Hier seien die Diskussionsprozesse im Gang.
http://www.noz.de/lokales/fuerstenau/artikel/448697/im-nordkreis-droht-schulpolitischer-streit