Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 30. Mai 2013, Seite 17, Ressort Lokales

Die Torte zum Schluss muss sein

IGS-Schulleiter Gerald Wieziolkowski nimmt am Freitag Abschied


Fürstenau. Am Freitag gibt es in der Integrierten Gesamtschule Fürstenau Erdbeer-Waldmeister-Torte. Die wird sich Gerald Wieziolkowski mit den Hausmeistern und dem Sekretariat teilen. Anschließend wird er sein Büro räumen und am 1. Juni als Dezernent seine neue Stelle bei der Landesschulbehörde in Osnabrück antreten. Zunächst ist er dort für sechs Monate abgeordnet. So wollen es die Regeln.
Gerald Wieziolkowski ist an diesem Mittwochmorgen die Ruhe selbst. So wie fast immer. Kaum etwas kann ihn offenbar aus der Ruhe bringen. 53 Jahre alt ist er. Also 1959 geboren, in jenem Jahr, das den Menschen Gluthitze brachte, Jahrhundertweine und das Capri-Eis. Ein goldenes Jahr sei das gewesen, sagt Gerald Wieziolkowski. Er weiß es genau.
47 Jahre später trat der Gymnasiallehrer für Latein und Geschichte nach vielen beruflichen Stationen – unter anderem in Hamburg und Osnabrück – seinen Schulleiterdienst in Fürstenau an. Es folgten turbulente Jahre mit einer Demo gegen die Einführung des Turboabiturs an Gesamtschulen, mit dem Tod zweier Schüler, mit dem Neubau der Sporthalle und der Renovierung der Schule. Immer an vorderer Front: Gerald Wieziolkowski.
Es waren aber auch pädagogisch sehr erfolgreiche Jahre mit vielen gelungenen Zirkus- und Musicalprojekten, mit der Einführung des Doppelstunden-Modells, mit Methodentraining für die Lehrer, mit der Entwicklung eines Leitbildes für die IGS, das jedes Jahr überprüft wird. All das brachte der IGS viel Anerkennung ein. Zugleich stieg die Zahl der Schüler auf 1425 an. Das habe sicher auch an den Turbo-Abitur-Debatten gelegen, sagt Gerald Wieziolkowski. Es habe aber auch einfach daran gelegen, dass die IGS schon immer eine gute Schule gewesen sei, die es dank eines tollen Kollegiums verstanden habe, sich in einem nicht ganz leichten Umfeld kontinuierlich pädagogisch weiterzuentwickeln.
Unabhängig davon: Er sei der festen Überzeugung, dass die Gesellschaft Gesamtschulen brauche, betont Gerald Wieziolkowski. Das „begabungsgerechte“ Aufteilen von Kindern im Alter von neun oder zehn Jahren – wie es genannt werde – halte er nicht für sinnvoll. Hier werde nur ein vorhandenes System um des Systems willen bedient. Das sei heute kein überzeugender Ansatz mehr. Besser sei es, die jeweiligen Stärken der Kinder zu fördern, und zwar auf der Grundlage eines stabilen sozialen Umfeldes. Das bedeute, dass die Schüler möglichst lange in einem Klassenverband zusammenblieben und nicht bei zwei schlechten Zeugnisnoten die Schule verlassen müssten. Gerade das bringe langfristig den schulischen Erfolg.
 Keine Frage. Über Schule könnte Gerald Wieziolkowski stundenlang dozieren. Das wird auch nach seinem Wechsel zur Landesschulbehörde so bleiben. Für ihn ist das zunächst einfach nur ein Wechsel der Perspektive. „Schule ist immer spannend – unabhängig vom Blickwinkel des Betrachters“, betont Gerald Wieziolkowski. Egal, ob es um die Verabschiedung von Abiturienten gehe, um interessante Gespräche mit polnischen Austauschschülern am Alfsee oder um neue Aufgaben in der Landesschulbehörde.
Gleichwohl verlasse er die  IGS in Fürstenau mit Wehmut. Auch wegen des guten Klimas an der Schule, zu dem einerseits die Schüler und Lehrer beigetragen hätten, andererseits auch die Hausmeister und das Sekretariat. „Sie glauben gar nicht, wie wichtig die für eine Schule sind“, sagt Gerald Wieziolkowski. Wohl auch deshalb gibt es nach dem Abschied vom Kollegium am Donnerstag für sie am Freitag Erdbeer-Waldmeister-Torte. Was sein muss, muss sein.

http://www.noz.de/lokales/72464387/igs-schulleiter-gerald-wieziolkowski-nimmt-am-freitag-abschied

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