Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 27. April 2013, Seite 20, Ressort Lokales

Bei Mausklick Mobbing

Medien-Präventionstag an der IGS in Fürstenau – Schauspieler Dirk Heinrichs zu Gast


pola Fürstenau. „Wer kann mir sagen, was Gewalt ist?“, fragt Dirk Heinrichs und schaut fragend in die Gruppe aus Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren. Dabei verschränkt der Schauspieler die muskulösen Arme. Zweifelsohne ist er ein cooler Typ – einer, der gut ankommt bei den Schülern. Die Beteiligung jedenfalls könnte reger nicht sein. „Gewalt kann körperlich, aber auch mental sein“, meldet sich eine 15-jährige Schülerin. Dirk Heinrichs nickt, fragt weiter: „Und ist Gewalt angeboren?“ Viele Schüler schütteln den Kopf, einer sagt: „Nein, das kommt aus der Kindheit. Wird man geschlagen, kann man später selbst zum Täter werden.“
Dirk Heinrichs wollte schon immer helfen, heute kann er es gezielt tun. „Als Schauspieler stehe ich in der Öffentlichkeit und kann damit viel bewegen und mich für andere, für Schwächere, starkmachen“, so der 48-Jährige, der vor allem durch die RTL-Fernsehserie „Die Sitte“ bekannt geworden ist. Vor acht Jahren gründete er die Initiative „Sprache gegen Gewalt“, inzwischen ein gemeinnütziger Verein. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Selbstwertgefühl von Kindern und Erwachsenen zu stärken und all jenen Mut zu machen, die glauben, als Einzelpersonen nichts bewirken zu können.
Es ist Mittwochvormittag, gemeinsam mit seiner Kollegin Catarina Katzer informiert Dirk Heinrichs beim „Medien-Präventionstag für Schüler, Lehrer und Eltern“ der IGS im evangelischen Gemeindehaus über Mobbing und anderen Arten der virtuellen Gewalt im Internet. „Zusammen möchten wir Eltern, Lehrern und Jugendlichen Zivilcourage und soziale Verantwortung näherbringen“, so der gebürtige Leverkusener, der auch Kurse in Haftanstalten gibt und Intensivtäter betreut. Außerdem ist er Buchautor.
An diesem sonnigen Frühlingstag nun stellt und beantwortet Dirk Heinrichs den IGS-Schülern Fragen zum Thema Gewalt im Internet. Unterdessen arbeitet Catarina Katzer zur gleichen Zeit in einem anderen Raum mit Lehrern und Eltern. „Mobbing, Ausgrenzung und sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen haben durch das Internet und Handy leider eine neue Dimension angenommen“, erzählt sie. Vor allem Chatrooms und soziale Netzwerke wären mittlerweile ideale Tatorte für Cybermobbing. „Innerhalb weniger Sekunden kann man mit einem Mobiltelefon Fotos und Filmsequenzen hochladen und teilen, in denen Mitschüler geprügelt und misshandelt werden. Ist beispielsweise ein Clip erst einmal im Internet, ist das Opfer der Verbreitung wehrlos ausgesetzt.“
Psychisches Mobbing wie das Ausschließen oder Isolieren von Schülern aus Cliquen verlagere sich zunehmend ins Internet. Catarina Katzer fordert insbesondere die Lehrer dazu auf, sich mit diesem neuen Tatort zu beschäftigen, mit den Eltern zu reden und stets mit den Kindern in Kontakt zu bleiben sowie sie zu einem sinnvollen Umgang mit dem Internet zu ermutigen.
„Gewalt ist nicht cool, und sie hat nichts mit Stärke zu tun; sie ist ein Zeichen der Schwäche“, vernehmen derweil die Schüler im anderen Raum. Dirk Heinrichs erläutert diese Aussage mit vielen Beispielen aus seiner Arbeit. Einige Schüler trauen sich schließlich, auch aus ihrem eigenen Alltag zu erzählen. Auch dort geht es längst nicht immer fair zu.
Später an diesem Tag geht es gemeinsam raus, kleine Handyvideos zu den Themen Gewalt und Cybermobbing entstehen. Die Jugendlichen haben Spaß. Doch es wird wieder ernst. „Wenn ihr heute hier rausgeht, könnt ihr nicht mehr sagen: Das wusste ich nicht“, sagt Dirk Heinrichs. „Ihr wisst jetzt Bescheid.“ Kurze Erzählpause. Dann: „Also helft anderen Kindern und Jugendlichen.“
Weitere Infos: www.sprache-gegen-gewalt.de

http://www.noz.de/lokales/71721903/bei-mausklick-mobbing-medien-praeventionstag-an-der-igs-fuerstenau

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