Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 15. Februar 2013, Seite 18, Ressort Lokales

Betrunkene Jugendliche und hilflose Eltern

Infoabend und Podiumsdiskussion in der IGS zum Thema Alkoholmissbrauch

simk Fürstenau. Alkoholintoxikation: Dieses sperrige, medizinische Fachwort birgt Konfliktpotenzial für Jugendliche und deren Eltern, für Lehrer und Mediziner und natürlich für die Gesellschaft. Komasaufen ist das umgangssprachliche Pendant. Mit einem Informationsabend und einer anschließenden Podiumsdiskussion setzten sich Experten, Lehrer, Eltern und Schüler in der Integrierten Gesamtschule in Fürstenau mit dieser Problematik auseinander.
Zunächst übernahm Diplom-Psychologe Manfred Holtermann von der psychologischen Beratungsstelle den theoretischen Teil des Abends. Er erklärte den komplizierten Prozess der Pubertät in körperlicher und seelischer Hinsicht. Damit führte er dem Publikum vor Augen, wie schwierig diese Lebensphase für die Heranwachsenden sein kann – auch was den Umgang mit Alkohol angeht. Carmen Kröger, Diplom-Sozialpädagogin von der Caritas, lieferte unterdessen Statistiken über den Alkoholmissbrauch in Deutschland und der Region.
Zudem beschrieben beide Experten, wie es zu Alkoholmissbrauch bei Teenagern kommen kann. Komatrinker gibt es in allen sozialen Schichten und in allen Schulformen. Viele Faktoren führen dazu. Gruppenzwang, falsche Einschätzung der Alkoholwirkung oder Frust begünstigen den Ausnahmezustand. Der Einfluss der Werbung kommt ebenfalls hinzu. „Alkoholmissbrauch ist ein gesellschaftliches Problem“, so das Fazit Carmen Kröger. Sie forderte eine Stärkung der „Risikokompetenz“ bei den jungen Leuten.
Im Anschluss an die Vorträge diskutierten die beiden Experten mit Elternvertreter Thorsten Grützmacher, Jo shua und Marco als Schüler- und Till Voßmerbäumer als Lehrervertreter. Jürgen Sander moderierte die Podiumsdiskussion und holte das Publikum mit ins Boot. Schnell zeigte sich, dass es in der Frage des Alkoholmissbrauchs keinen goldenen Weg gibt, den Eltern und Jugendliche beschreiten können. Manfred Holtermann wies auf die wichtige Balance hin, die Eltern zwischen eigener Verantwortung, Vertrauen dem Kind gegenüber und der Kontrolle finden müssten.
Mutig vertraten Joshua und Marco ihre Meinung, dass mehr Verbote nur das Gegenteil von dem Bewirken würden, was beispielsweise Eltern und Lehrer erreichen wollten. Sie wiesen darauf hin, dass Jugendliche Hilfe dann eher annähmen, wenn sie nicht mit Vorwürfen gekoppelt sei.
Die Eltern wiederum wünschten sich mehr Solidarität mit anderen Eltern, um dieses schwierige Phase zugunsten aller besser zu meistern. Und Schule? Aufklärung, Information und die Thematisierung des Problems könne Schule auf jeden Fall leisten, hieß es. Und genau das hatte das sozialpädagogische Team der Schule mit dem Infoabend getan.

http://www.noz.de/lokales/69587620/alkoholmissbrauch-diskussion-in-fuerstenau-mit-eltern-lehrer-und-schueler

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