Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 15. Oktober 2011, Seite 1 und 6

Erneut stürzt Schüler in den Tod

ms/ew Fürstenau/Bersenbrück. Trauer und Bestürzung in Fürstenau und in Bersenbrück: Auf einer Studienfahrt nach Spanien ist ein Schüler der Integrierten Gesamtschule Fürstenau aus Bersenbrück ums Leben gekommen. Der 19-Jährige stürzte am Freitagabend von den Klippen im Küstenort Torredembarra, teilte der Schulleiter mit. Gestern kehrten die übrigen Schüler zurück. Dies war der zweite Todesfall eines Schülers aus der Region auf Klassenfahrt innerhalb von vier Tagen: Am Dienstagabend kam in Budapest ein Schüler des Franziskusgymnasiums Lingen ums Leben. Die Fürstenauer Schule musste vor zweieinhalb Jahren schon einmal eine Todesnachricht aus Spanien verkraften. Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) kündigte gegenüber unserer Zeitung eine genaue Untersuchung an.

Bersenbrücker Schüler stirbt in Spanien

Zweiter Todesfall auf Schulfahrt innerhalb von vier Tagen
Von Anita Franke, Martin Schmitz, Michael Clasen, Burkhard Ewert und Georg Kern
Fürstenau/Osnabrück/Bersenbrück
. Fassungslosigkeit und Trauer empfingen Schüler der Integrierten Gesamtschule Fürstenau gestern bei ihrer Rückkehr aus Spanien. Ein Teil des 13. Jahrgangs der Schule war zu einer unbeschwerten Studienfahrt aufgebrochen. Am Freitagabend dann der Schock: Ein 19-Jähriger aus Bersenbrück stürzte eine Klippe hinunter und starb.
„Wir sind zutiefst geschockt und traurig“, erklärt Schulleiter Gerald Wieziolkowski. Wie es zu dem Unglück habe kommen können, sei bislang noch nicht geklärt. Der Schüler sei während eines Spazierganges in Torredembarra verunglückt. Wie Gerald Wieziolkowski weiter mitteilt, hatte sich der 19-Jährige offenbar nach der Anwesenheitskontrolle um 22 Uhr entschlossen, allein einen Spaziergang zu machen. Dabei sei er abgestürzt.
Am Sonntagnachmittag kehrten die Schüler bedrückt aus Spanien zurück. An der Schule empfingen – neben den Eltern – Notfallseelsorger und Schulpsychologen die Gruppe. „Wir wollen die Jugendlichen auffangen, die Beistand benötigen“, klärt Eckehardt Piepenbrink auf, psychologischer Dezernent der Landesschulbehörde Niedersachsen.
Nicht jeder Schüler sei gleichermaßen von der tragischen Situation betroffen. „Denjenigen, die unter Schock stehen, bieten wir ein offenes Ohr“, fügt Hannes Schmees hinzu. Der Psychotherapeut arbeitet für die Notfallseelsorge des Landkreises Osnabrück und sieht sich vor allem als Zuhörer für die Schüler. Aber auch für Eltern und Lehrer.
Josef Thale, der stellvertretende Schulleiter der IGS, spricht aus, was im Augenblick vielleicht vielen Lehrern und Eltern durch den Kopf geht. „Es ist auch deswegen so tragisch, weil wir den zweiten Schüler innerhalb kurzer Zeit verlieren.“ Er bezieht sich damit auf den Tod eines 20-Jährigen, der vor zweieinhalb Jahren in Spanien ums Leben kam. Allerdings starb er nicht bei einer Schulfahrt, sondern bei einer von Schülern organisierten Fahrt nach den Abiturprüfungen.
Tragische Parallele: Auch damals stürzte der junge Mann von einer Klippe zu Tode. Tagelang galt er als vermisst, bis seine Leiche gefunden wurde.
Schulleiter und Lehrer hatten in der Schule unterdessen alles für ein Treffen im Forum vorbereitet. Dort sprachen der Schulleiter und eine Psychologin zu ihnen. Gerald Wieziolkowski entließ die Schüler danach in die Obhut ihrer Eltern. Wie die Schule weiter mit dem tragischen Todesfall umgehen wolle, hätten Schulleitung und Lehrer am Sonntagnachmittag besprochen, so der Fürstenauer Samtgemeindebürgermeister Peter Selter, der ebenfalls an den Trauerminuten teilgenommen hatte. Man wolle Angebote für Gespräche weiterhin aufrechterhalten.
Auch in Bersenbrück, dem Wohnort des jungen Mannes, verbreitete sich die Nachricht von seinem Tod wie ein Lauffeuer. Einer, der ihn kannte, beschreibt ihn als sportlich, zielstrebig und mit einer großen Leidenschaft für die Fotografie ausgestattet, die er zu seinem Beruf machen wollte.
Kultusminister Bernd Althusmann sagte unserer Zeitung: „Wir sind tief betroffen angesichts der Unglücksfälle. In unseren Gedanken sind wir bei den Familien und den Mitschülerinnen und Mitschülern.“
„Jeder Unfall, jedes Unglück ist ein Einzelfall, der genau untersucht werden muss“, sagte der CDU-Politiker weiter. Die Niedersächsische Landesschulbehörde habe für Fürstenau ein Krisenteam mit Schul- und Notfallpsychologen zusammengestellt, das sich um Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte kümmere. Auch mit dem Gymnasium in freier Trägerschaft in Lingen, das der am Dienstag in Budapest bei einem Sturz aus dem Fenster seines Hotelzimmers gestorbene Schüler besucht habe, stehe die Behörde in Kontakt und habe Hilfe angeboten.
Der stellvertretende Vorsitzende der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion, Karl-Heinz Klare, sprach von tragischen Unglücksfällen, die man letztlich niemals ganz werde verhindern können. „Wie im Straßenverkehr kann auch bei einer Klassenfahrt jemand verunglücken, ohne dass jemanden dafür die Schuld trifft.“ Es gebe keine Häufung solcher schweren Vorkommnisse bei Klassenfahrten oder Bildungsreisen in Niedersachsen, sagte Schulexperte Klare. „Wir sollten deshalb das pädagogisch wertvolle Angebot nicht infrage stellen.“
Auch Pascal Zimmer, Vorsitzender des Landeselternrates Niedersachsen, zeigte sich gestern bestürzt über den Tod des 19-Jährigen. „Wir sind tief betroffen“, sagte er. Allgemeine Forderungen mit Blick auf strengere Sicherheitsvorschriften für Schulfahrten wollte er aber nicht erheben. „Dafür sind die Hintergründe des Vorfalls noch viel zu unklar.“
Eltern sollten allerdings wissen, dass Lehrer auf Klassenfahrten keine Rund-um-die-Uhr-Beaufsichtigung gewährleisten könnten. Zimmer appellierte auch an die Schüler, aufeinander zu achten.



Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 19. Oktober 2011, Seite 15 - Lokales

Psychologen fangen Schüler nach dem Unglück auf

Integrierte Gesamtschule Fürstenau trauert – Spanische Polizei ermittelt
af Fürstenau/Bersenbrück. Noch immer stehen Schüler und Lehrer der Integrierten Gesamtschule Fürstenau unter Schock, nachdem ein Mitschüler vergangenen Freitag während einer Studienfahrt starb.
Um die Betroffenen aufzufangen, habe die Schule Unterstützungsangebote eingerichtet, teilte Schulleiter Gerald Wieziolkowski auf Anfrage des „Bersenbrücker Kreisblattes“ mit. Psychologen der Landesschulbehörde stehen demnach ab kommendem Montag für Einzel- oder Gruppengespräche bereit. Informationen darüber, wie die Psychologen zu erreichen sind, hat die Schule auf ihrer Internetseite bereitgestellt.
„Am ersten Schultag nach den Ferien planen wir eine Trauerfeier oder eine Andacht für die Schüler des 13. Jahrgangs“, erklärt Wieziolkowski weiter. Die Gestaltung der Feier werde mit der Familie abgesprochen.
Der 19-jährige Schüler war bei der Studienfahrt im spanischen Torredembarra bei einem Spaziergang von einer Klippe gefallen und starb (wir berichteten). Die näheren Umstände seien nach wie vor nicht geklärt. „Die spanische Polizei ermittelt noch, wie es zu dem Unglück kommen konnte“, weiß Gerald Wieziolkowski zu berichten.
Für den ersten Schultag am 31. Oktober hat der Schulleiter eine Besprechung des Kollegiums angeordnet. Es solle besprochen werden, wie die Lehrer in den Jahrgangsstufen mit dem Unglück umgehen könnten. Auch hier sollen Psychologen beratend zur Seite stehen.

http://www.noz.de/lokales/58016894/fassungslosigkeit-und-trauer-nach-zweitem-todesfall-auf-schulfahrt-innerhalb-von-vier-tagen

http://www.noz.de/lokales/58008979/nach-dem-toedlichen-unfall-in-spanien-igs-schueler-kehren-zurueck

http://www.noz.de/lokales/58002969/erneut-schueler-auf-klassenfahrt-ums-leben-gekommen

http://www.noz.de/lokales/58058811/integrierte-gesamtschule-fuerstenau-trauert-um-schueler

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