Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 27. November 2010,
Seite 11, Ressort: Osnabrücker Land
IGS-Sporthalle: Der Ärger geht weiter
Handwerker aus der Region kritisieren Aussagen des Landkreises - Selle:
Keine Diskreditierung
Fürstenau. Der Ärger nimmt so recht kein Ende. Am
Freitag haben sich Handwerker aus der Region gemeldet und die Aussagen
des Landkreises kritisiert, dass die Baumängel in der
Sporthalle der Integrierten Gesamtschule (IGS) Fürstenau auch
auf Ausführungsfehler von Firmen aus dem Osnabrücker
Land zurückzuführen seien. Kritik gab es zudem von
der Samtgemeinde Fürstenau.
Von Jürgen Ackmann - Kurz zum Hintergrund: Das Bauvorhaben ist
im Rahmen eines sogenannten Public-Private-Partnership-Projektes (PPP)
zwischen dem Landkreis und einem zentral beauftragten Bauunternehmen
realisiert worden. Es hat wiederum andere Firmen in die Arbeiten
einbezogen. Insgesamt hat das Bauprojekt 4,1 Millionen Euro gekostet.
Die anfängliche Euphorie über die neue Halle legte
sich allerdings, als es immer wieder zu Pannen kam. Zuletzt war unter
anderem ein massives Blech zur Lampenabdeckung heruntergefallen. Auch
gab es Probleme mit der Lüftungsaufhängung.
Inzwischen sind die Mängel behoben, eine
Sicherheitsüberprüfung hat es ebenfalls gegeben.
Beendet ist damit aber offenbar noch nicht die Diskussion. Ein
Handwerker erklärte am Freitag, dass er die Aussagen des
Landkreises so nicht akzeptieren könne. Alle Arbeiten, die von
Firmen aus der Region ausgeführt worden seien, seien seines
Wissens abgenommen worden, und zwar von einem vom Landkreis
beauftragten Büro sowie von Vertretern des
Generalunternehmens. Wenn es Mängel gegeben habe, dann
hätten sie sofort reklamiert werden können. Seine und
auch andere Firmen hätten die Arbeiten wie vereinbart
durchgeführt. Weiterhin seien einige der Schäden -
zum Beispiel an der Lüftungsaufhängung - erst
später entstanden. Jugendliche hätten mutwillig mit
Lederbällen dagegengeschossen.
Eine Aussage, die Samtgemeindebürgermeister Peter Selter am
Freitag bestätigte. Die Gruppe habe inzwischen
Sporthallenverbot erhalten. Gleichwohl übte Peter Selter
grundsätzlich Kritik an Teilen des Kontrollverfahrens. So habe
er sich beim Landkreis nach einem Abnahmeprotokoll für die
Bleche erkundigt. Dort sei ihm allerdings mitgeteilt worden, dass es so
ein Protokoll nicht gebe. Es stelle sich nun die Frage, ob
überhaupt eine reguläre Abnahme erfolgt sei. Sollte
dies nicht geschehen sein, sei das ein „Unding“.
Unabhängig davon kritisierte Peter Selter, dass die Firmen der
Region vom Landkreis unter Verdacht gestellt würden. Bei
Mängeln in der Ausführung hätten sie sofort
informiert werden müssen. Dies sei die Aufgabe des Landkreises
und des Generalunternehmens gewesen. Weiterhin wies Peter Selter darauf
hin, dass bei dem PPP-Projekt die Kostendeckelung
möglicherweise nicht immer zu optimalen Ergebnissen
geführt habe.
Wie der Schuldezernent des Landkreises, Matthias Selle, am Freitag auf
Nachfrage sagte, stünden definitiv mehrere heimische Firmen im
Zusammenhang mit den dort aufgetretenen Mängeln. In
den vergangenen Wochen sei immer wieder - auch von politischer Seite -
hinterfragt worden, ob die Baumängel in der Sporthalle mit PPP
zu tun hätten. PPP werde dabei häufig in Zusammenhang
mit „Billigbauweise“ oder
„Lohndumping“ gebracht. Um diesem Eindruck
entgegenzuwirken, habe er im Bildungsausschuss darauf hingewiesen, dass
ein Teil der Fehler durch Ausführungsmängel
heimischer Firmen entstanden seien. „Es sollte deutlich
werden, dass derartige Mängel nicht unmittelbar auf PPP
zurückgeführt werden können, sondern in
dieser Form auch bei jedem anderen Bauvorhaben auftreten
können“, betonte s Selle. Eine pauschale
Diskreditierung regionaler Handwerksunternehmen sei auf keinen Fall
beabsichtigt gewesen. Dies widerspreche den guten Erfahrungen, die der
Landkreis mit vielen regionalen Handwerksbetrieben in der
Vergangenheit gesammelt habe.