Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 03. November 2010,
Seite 9, Ressort Osnabrücker Land
Pannenserie in neuer Sporthalle
Fürstenau: Massives Blech fiel von der Decke - Lange
Mängelliste
Fürstenau. Die Sporthalle der Integrierten Gesamtschule in
Fürstenau ist am Dienstag zum wiederholten Male für
den Sportbetrieb geschlossen worden. Dieses Mal ist ein massives Blech
für Lampen von der Hallendecke gefallen. Die Samtgemeinde
Fürstenau fordert nun vom Landkreis eine komplette
Sicherheitsüberprüfung, bevor der Sportbetrieb
wiederaufgenommen wird. Auch die Eltern sind verärgert.
Von Jürgen Ackmann - Der Schock war in Fürsten au
groß. Wie Samtgemeindebürgermeister Peter Selter
erklärte, hätte das Blech Menschen schwer verletzen
können. „Das ist jetzt kein Spaß
mehr“, betonte er. Auch deshalb nicht, weil Jungen und
Mädchen einer Kindersportgruppe das Teil entdeckt
hätten. Die Leiterin der Gruppe habe den Vorfall der
Schulleitung gemeldet. Die habe die Halle sperren lassen und die
Samtgemeinde verständigt. „Die Halle muss jetzt
sofort komplett überprüft werden“, forderte
Peter Selter.
Das sehen auch die Eltern so. So erklärte Andrea Dohm,
Elternvertreterin im 7. Jahrgang, dass es nicht mehr länger
akzeptabel sei, dass der Sportunterricht ständig ausfalle,
weil die Halle teilweise gefährliche Mängel aufweise.
„Wir müssen jetzt auch mal öffentlich auf
den Putz hauen“, betonte sie.
Unterdessen sind noch am Dienstag Fachleute des Landkreises nach
Fürstenau gefahren, um zu klären, wie es zum
Herabfallen des Bleches kommen konnte. Mit von der Partie seien auch
Vertreter der Firma Züblin gewesen, die die Halle mit dem
Landkreis im Rahmen eines
„Public-Privat-Partnership-Projekts“
federführend gebaut habe, erklärte der Leiter des
Fachdienstes Schulen, Andreas Dreier. Auch das Unternehmen, das die
Bleche angebracht habe, sei vor Ort gewesen.
Bis in den Abend hinein sind am Dienstag die mehr als 100 Bleche
geprüft worden, um weitere Probleme auszuschließen.
Nun ist in Kürze eine komplette Überprüfung
aller Installationen durch einen neutralen Sachverständigen
vorgesehen, wie Andreas Dreier betonte.
Trotz der schnellen Reaktion war die insgesamt 4,2 Millionen teure
Halle zumindest am Dienstag wieder einmal außer Betrieb. Vor
gut zwei Jahren erbaut, musste sie zunächst wegen des Aufbaus
einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Flachdach der Halle monatelang
gesperrt werden. Vor einigen Monaten boykottierten dann Lehrer und
Schüler die Halle wegen „unzumutbarer akustischer
Mängel“ und erhielten Zustimmung von Gutachtern.
Überdies berichten Lehrer und Schüler immer wieder
über Schrauben, die durch den Schwingboden drückten,
sowie über Fehlfunktionen der Hallenuhr, der
Belüftung und der Bewegungsmelder. Schließlich seien
Fließen und aufgehängte Tore von der Wand gefallen.
Den ganzen Ärger fasst IGS-Schulleiter Gerald Wieziolkowski so
zusammen: „Ich bin unendlich genervt, ein bisschen geschockt
und komplett sprachlos.“ Es gebe nur einen positiven Aspekt:
Er habe bisher noch nie erlebt, dass auf einen Zwischenfall so schnell
reagiert worden sei. Die Halle werde am Mittwoch wieder
geöffnet.
Kommentar
Nur Mängel
Von Jürgen Ackmann - Es lässt sich leider nicht anders
schreiben: Die IGS-Sporthalle ist wahrlich kein Ruhmesblatt deutscher
Baukunst. Herunterfallende Tore und Fliesen, durchdrückende
Nägel im Hallenboden, eine mangelhafte Akustik und, und, und. Nun
also auch noch ein Metallblech, das sich wie von Geisterhand von der
Decke löst und auf den Hallenboden fällt. Das alles
lässt sich nicht mehr ausschließlich mit den üblichen
„Kinderkrankheiten“ bei Neubauten erklären.
Seit zwei Jahren kommt ein Mangel zum anderen. Besonders die
Sportlehrer sind inzwischen völlig genervt. Sie wollen keine
Fliesen, Bleche und Tore aufsammeln oder ihr Gehör in einer
lärmigen Sporthalle ruinieren. Sie wollen Schüler
unterrichten. Und zwar unfallfrei.
Es ist tröstlich, dass der Landkreis den Ernst der Lage erkannt
hat und quasi eine „Task Force“ eingerichtet hat, die in
Deutschland bisher eigentlich nur vom Fußball her bekannt war.
Sehr löblich. Sehr angebracht. Die Halle in ihrem jetzigen Zustand
haben weder Schüler und Lehrer noch die Vereine der Region
verdient. Punkt.