Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 23. Juni 2010, Seite 22, Ressort Lokales

Völkerverständigung mit Gänsehautgefühl

Vier Nationen, ein Musical: „Emily“ begeistert - Auch Beethoven und Schiller wären zufrieden gewesen

Fürstenau. Mitreißend. Schwungvoll. Perfekt. Einfach grandios. So erlebten die Zuschauer das Musical „Emily“ im Forum der Integrierten Gesamtschule in Fürstenau. Vier Nationen machten klar, das Europa mehr ist als eine reine Wirtschaftsgemeinschaft.
Von Simone Knocke (Text) - Die Musiker zeigten ein frisches, jugendliches Programm und verstanden es geschickt, nationale Elemente passend einzubauen. Besonders beeindruckend war das grandiose Finale. Während sich das deutsche Ensemble auf der Hauptbühne präsentierte, positionierten sich die übrigen Chöre rund um das Publikum.
Zunächst sang der IGS-Chor „Kein schöner Land“. Dabei ließen sich die Zuhörer zum Mitsingen verleiten. Dann sangen Solisten aller Chöre nacheinander Teile der „Ode an die Freude“ in der jeweiligen Landessprache. Geschickt mischten sich die Chöre untereinander,sodass in jeder Gruppe alleNationalitäten vermischtwaren.
Die jungen Musiker sangen aus tiefster Seele mit einer unglaublichen Stimmgewalt „Alle Menschen werden Brüder“. Sympathischer und glaubwürdiger lässt sich der europäische Gedanke nicht vermitteln. Das gerührte und berührte Publikum bedankte sich für das Gänsehaut-Feeling mit einem nicht enden wollenden, frenetischen Applaus. Niemand konnte sich dem Charme der Darbietung entziehen.
Der erste Teil des Musicals gehörte dem IGS-Ensemble. Es erzählte musikalisch die Geschichte von Emily, dem Mädchen, das alles hinter sich lässt, um ein neues Leben zu finden. Nach einer langen Reise mit dem Bus kommt sie auf dem Fürstenauer Marktplatz an. Zufällig wird ein Musikproduzent auf sie aufmerksam und ist verzaubert von ihrer natürlichen Art. Er engagiert sie. Dabei gerät die eingebildete Stella, die sich Hoffnungen auf die Hauptrolle gemacht hat, ins Hintertreffen.
Die Fürstenauer überzeugten mit einer lebhaften Choreografie, starken Solostimmen und einer gut abgestimmten Chor- und Orchesterarbeit. Die Marktszene wirkte heiter und real. Zur Nacht hin entzündeten die Darsteller ein Feuer - aus Sicherheitsgründen natürlich elektrisch - und versammelten sich darum. Kleine Showeinlagen lockerten die Szenen auf. Jongleure des Schulzirkus warfen kunstvoll Keulen durch die Luft. Müllmänner, die in den frühen Morgenstunden den Markplatz säuberten, trommelten rhythmisch auf Mülltonnen, Papierkörben und Flaschen.
Der zweite Teil der Vorstellung oblag den Gästen. Die Finnen begannen mit einem folkloristischen Lied. Die weiteren Lieder wirkten sehr jugendlich, erinnerten gar an Rockmusik. Der polnische Chor wirkte eher ernst, bot aber starke Musik. Bilder, die auf eine große Leinwand projiziert wurden, unterstrichen die Aussage der Texte. Auch die Ballettperformance einer einzelnen Tänzerin intensivierte den Ausdruck des Gesanges. Die polnischen Schüler sangen für Frieden und ein besseres Miteinander.
Die Türkei verführte durch ihren orientalischen Charme. Die rhythmische Musik und eine traditionelle Tanzgruppe führten das Publikum in eine andere Welt. Alle Chöre und Solisten beeindruckten durch starke Stimmen. Dann kam das alles überragende Finale mit dem gelungenen Zusammenspiel aller vier Chöre.
Beethoven und Schiller wären über die außergewöhnliche Darstellung ihrer „Ode an die Freude“ sicher zufrieden gewesen. Kaum erschöpft von der zweieinhalbstündigen Vorstellung, verabredeten sich die jungen Leute aus den vier europäischen Ländern gleich zu einer Party. Es sei ihnen gegönnt, denn auch das ist Völkerverständigung.


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