Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 12. März 2010, Seite 10, Ressort Osnabrücker Land

Aufregung in der Schullandschaft

Diskussionen über Gesamtschulpläne in Bramsche und Melle
al Osnabrück/Melle/Bramsche. Die Schullandschaft in einigen Teilen des Landkreises steht möglicherweise vor gravierenden Änderungen. Melle und Bramsche denken jeweils über die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule nach – mit teils heftigen politischen Diskussionen. Zur Einordnung der Problematik nachfolgend einige Fragen und Antworten.
Was ist überhaupt eine Integrierte Gesamtschule (IGS)? Eine IGS ist eine Schule, in der Schüler mit Haupt-, Real- und Gymnasialempfehlung gemeinsam unterrichtet werden. Eine der individuellen Leistungsfähigkeit entsprechende Differenzierung findet in einer Reihe von Fächern durch Förder-, Grund- und Erweiterungskurse statt. Dementsprechend kann am Ende auch der Haupt- oder Realschulabschluss oder das Abitur erworben werden. Im Landkreis gibt es bislang lediglich in Fürstenau eine IGS. Zu unterscheiden ist die Integrierte Gesamtschule von der Kooperativen Gesamtschule, in der die Schüler zwar unter einem Dach unterrichtet werden, aber grundsätzlich in Haupt-, Real- und Gymnasialklassen getrennt sind.
Wer ist Träger? Im Fall der IGS Fürstenau, die seit mehr als 30 Jahren besteht, ist die Samtgemeinde (früher die Stadt) Fürstenau Träger. Diese Trägerschaft resultiert aus unterschiedlichen schulpolitischen Entwicklungen in den früheren Jahren. Fürstenau ist somit ein Sonderfall. „Ansonsten ist der Landkreis geborener Schulträger für die Gesamtschulen“, sagt Kreisrat Matthias Selle.
Wie verläuft der weitere formelle Weg? Nach Angaben von Selle soll der Kreistag in seiner Juni-Sitzung über die Anträge aus Melle und Bramsche entscheiden. Das bedeute, dass der Kreis bis dahin unter anderem die finanzielle Machbarkeit zu prüfen habe. Ebenso würden die betroffenen Nachbargemeinden befragt, um zu ermitteln, ob dort irgendeine Schule in ihrem Bestand gefährdet sei, wenn die jeweilige IGS eingerichtet werde. Die Fakten hierzu müssten den Kreistagsmitgliedern vor ihrer Entscheidung vorliegen. Sollte der Kreistag dann grünes Licht für die Pläne geben, seien die Gesamtschulen in Melle und Bramsche noch lange nicht beschlossene Sache. Vielmehr ist nach Selles Worten dann eine qualifizierte (oder offizielle) Elternbefragung zur jeweiligen IGS erforderlich. Abhängig von diesen Resultaten entscheide sich dann, ob die neuen Einrichtungen bei der Landesschulbehörde beantragt würden.
Warum gibt es Streit im Nordkreis? Die Bramscher Pläne (ein entsprechender Beschluss des Rates liegt vor), eine IGS einzurichten, haben vor wenigen Tagen die vier Samtgemeindebürgermeister aus dem Artland, Fürstenau, Bersenbrück und Neuenkirchen zum Anlass genommen, ihre massiven Bedenken zu äußern. Sie sehen die „gut funktionierenden Schulstrukturen“ im gesamten nördlichen Osnabrücker Land gefährdet. Ebenso befürchten sie die Schließung einiger Schulen, wenn in Bramsche tatsächlich die IGS an den Start geht. Bramsches Bürgermeisterin Liesel Höltermann hält dagegen: „Wenn die Nordkreis-Bürgermeister den Schulfrieden gefährdet sehen, müssen sie sich die Frage gefallen lassen, für wen unsere Schulen eigentlich da sind. Ist der ungestörte Erhalt der bestehenden Schullandschaft wirklich wichtiger als ein bedarfsgerechtes Schulangebot für alle Schüler? Es spricht doch für sich, dass es in dem großen Landkreis bisher nur ein einziges Gesamtschulangebot in Fürstenau gibt und in Teilen des Kreisgebiets bis zu 15 Prozent eines Schülerjahrgangs auf Schulangebote jenseits der Landesgrenze ausweichen.“
Und wie ist die Situation in Melle? Die bisherigen inoffiziellen (also freiwilligen) Elternbefragungen lassen auf ein großes Interesse an der Einrichtung einer IGS schließen. Wie bereits erwähnt, ersetzen diese Befragungen jedoch nicht die erforderlichen offiziellen Befragungen durch den Landkreis Osnabrück. Deswegen hat sich bereits der Schulausschuss in Melle mehrheitlich für diese weiteren offiziellen Schritte ausgesprochen. Es ist davon auszugehen, dass der Stadtrat in der kommenden Woche diese Empfehlung bestätigt.


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