Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 30. April 2009, Seite 17, Resort Lokales

Der Rat demonstriert Einigkeit

Für IGS-Abi nach 13 Jahren
ja Fürstenau/Bippen/ Berge. Der Rat der Samtgemeinde Fürstenau hat Einigkeit demonstriert: Das Gremium stellte sich geschlossen hinter die Integrierte Gesamtschule. Die wiederum hat sich vehement gegen Pläne der Landesregierung ausgesprochen, auch an Gesamtschulen ein „Turbo-Abitur“ einzuführen.
In der Ratssitzung am Dienstagabend ging eigentlich alles sehr schnell. Samtgemeindebürgermeister Peter Selter skizzierte noch einmal den gegenwärtigen Diskussionsstand im Land, wies auf die 2000 Unterschriften hin, die Eltern und Schüler der IGS gegen das Abitur nach zwölf Jahren gesammelt hatten, und stellte den Beschlussvorschlag vor, der für alle Gäste der Ratssitzung gut sichtbar an der Rückwand des Sitzungssaal eingeblendet war. Er ist zwar aus formalen Gründen etwas kompliziert formuliert, aber gleichwohl ein besonderes Dokument: „1) Der Rat der Samtgemeinde Fürstenau spricht sich für den Erhalt des Paragrafen 12 des Niedersächsischen Schulgesetzes und des Erlasses ‚Die Arbeit in den Schuljahrgängen fünf bis zehn der Integrierten Gesamtschule (IGS)‘ vom 3. Februar 2004 und damit für das Abitur nach 13 Schuljahren an den Integrierten Gesamtschulen aus. Ziel ist es, die grundlegenden Bedingungen der Arbeit an der IGS – namentlich die Bedeutung des Elternwillens sowie die integrative Arbeit – zu erhalten. 2) Die Verwaltung wird beauftragt, den aktuellen bildungspolitischen Prozess weiterhin zu begleiten und bei entsprechendem Handlungsbedarf dem Rat wieder vorzulegen.“
So weit der Beschluss. Die Sprecher der beiden Gruppen von CDU/FDP sowie SPD/Grüne kommentierten die Entscheidungen nur kurz. Friedhelm Spree verwies noch einmal auf die überdurchschnittlich guten Schulabschlüsse, die die IGS-Schüler in schöner Regelmäßigkeit erzielten, und machte deutlich, dass seine Fraktion nicht wolle, dass diese gute Arbeit durch Eingriffe der Politik gestört werde. Benno Trütken hörte es gern, zumal seine Fraktion wohl sonst eine Resolution auf die Ratstische gelegt hätte, die auch schon in anderen Kommunen mit Gesamtschulen die Runde gemacht hat. Das war angesichts der fraktionsübergreifenen Einigkeit aber überflüssig.
Dem Beschluss waren allerdings durchaus lebhafte Debatten innerhalb und auch zwischen den Fraktionen vorausgegangen, die aber schließlich zur Einigkeit führten. Zudem hat eine Gruppe um Peter Selter an einem Plan B gearbeitet, falls sich das Turbo-Abitur an der IGS nicht in Gänze vermeiden lassen sollte (wir berichteten).
Ein weiteres Thema war das Konjunkturpaket II. Hier will die Samtgemeinde kräftig in die Schulen investieren.


KOMMENTAR

Ein Loblied
Von Jürgen Ackmann
Es hat mal jemand gefragt, wo denn das Positive bleibe. Hier ist es. Rat und Verwaltung der Samtgemeinde Fürstenau haben in den vergangenen Wochen wirklich erstklassige Arbeit geleistet. Über alle Parteigrenzen und ideologischen Versuchungen hinweg, haben die Akteure Verantwortungsbewusstsein gezeigt und sich hinter die Eltern, Schüler und Lehrer der IGS gestellt. Die haben das Vertrauen verdient. Wer so engagiert für eine Pädagogik kämpft, die Identifikation stiftet, dem sollte die Kommunalpolitik im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen – zumal die IGS in Fürstenau längst ein echtes Erfolgsmodell ist.
Und überhaupt: Dass gute Schulen ein Pfund sind, mit dem sich prima wuchern lässt, hat die Samtgemeinde offenbar erkannt. Genau aus diesem Grunde fließen auch fast alle Gelder aus dem Konjunkturpaket II in die Bildung. Gut.
j.ackmann@neue-oz.de


 
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