Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 23. April 2009,
Seite 15, Resort Lokales
Die Zeichen stehen auf Protest
Eltern und Schüler gegen G-8-Abi an der IGS – Heute
Demo – Verkehrsbehinderungen
sk Fürstenau. Es kommt nicht ganz unerwartet: Der Plan der
Landesregierung, das Abitur nach zwölf Jahren auch an den
Gesamtschulen einzuführen, ruft auch den Widerstand der
Schulgemeinschaft der IGS Fürstenau hervor. Heute ist eine
Demonstration geplant, bereits am Dienstagabend ging eine
Infoveranstaltung über die Bühne, zu der Vertreter
der Eltern und Schüler eingeladen hatten.
sk Fürstenau. Worum genau geht es eigentlich? Dazu gab
IGS-Schulleiter Gerald Wieziolkowski Auskunft. An den Gymnasien
müssen die Schüler inzwischen nach zwölf
Schuljahren – also nach acht Gymnasialschuljahren (G 8)
– das Abitur ablegen. Dazu bedarf es einer Straffung des
Unterrichtes, damit die Schüler die vorgeschriebenen
Wochenstundenzahlen nachweisen können, um zum Abitur
zugelassen zu werden. Die integrierten Gesamtschulen bieten bisher eine
Alternative dazu, denn hier können Schüler das Abitur
wie gehabt nach dem 13. Schuljahr ablegen. Die Landesregierung will nun
für eine Vereinheitlichung sorgen. Die damit einhergehende
Stoffverdichtung erfordert dann aber wohl eine weitaus
stärkere Differenzierung und Trennung von Schülern
– ähnlich wie im dreigliedrigen Schulsystem.
„Das, was eine IGS ausmacht, bleibt dabei auf der
Strecke“, gab der Schulleiter zu bedenken. Ein
möglichst langer gemeinsamer Unterricht und
Durchlässigkeit seien dann kaum noch möglich.
Überdies würden alle Probleme des
G-8-·Abiturs zusätzlich auf die Gesamtschulen
übertragen. Überdies werde Eltern eine beliebte
Alternative genommen, wie der Zulauf zur IGS zeige.
Ein engagiertes Plädoyer gegen das Abitur nach zwölf
Jahren und den damit verbundenen Dauerstress hielt die
Sozialpädagogin Kristin Tröster vom
sozialpädagogischen Dienst der IGS. Sie fordert, weiterhin
Platz für Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten.
Schule sei auch eine soziale Gemeinschaft. Die Kinder
benötigten Zeit, um sich in den Gruppen zu finden und um ihre
Persönlichkeiten auszubilden. Nur so könne ein guter
Weg ins Leben gewährleistet werden. Extremer Druck hingegen
erzeuge oft bestimmte Stress-Symptome wie Depressionen oder
Bauchschmerzen.
Auch die Vorsitzende der Elternschaft, Kirsten Höfer,
kritisierte das Vorgehen der Landesregierung. Natürlich
wollten die Eltern G-8-Abitur nicht wieder abschaffen. Wohl aber
wollten sie die IGS als gute Alternative erhalten. Schaffe die
Landesregierung diese Möglichkeit ab, so ignoriert sie den
Elternwillen. Für Kirsten Höfer liegt der Sinn einer
Schule darin, Kindern Entwicklungsmöglichkeiten zuzugestehen
– auch Jungen und Mädchen aus sozial schwachen
Elternhäusern, deren Scheitern ohne die behutsame Hilfe der
Schule programmiert sei. Die IGS biete hier Unterstützung.
Weiterhin betonte Kirsten Höfer, dass alle die, die jetzt auf
die Barrikaden gingen, gar nicht von der Entscheidung der
Landesregierung betroffen seien. Erst im Jahr 2018 griffen die neue
Regelungen. Das sei offenbar Eltern von Schülern, die jetzt
beispielsweise die dritte Klasse besuchten, noch gar nicht klar. Sie
müssten möglicherweise mit einem System ohne
IGS-Alternative klarkommen.
Nach diesen Aussagen, die viele Eltern betroffen machten, stellten die
Schülervertreter Jan Hinrich Tepe und Andreas Moor die
geplante Demo heute vor. Sie startet um 14 Uhr an der IGS-Sporthalle.
Von dort aus geht es zum Marktplatz, wo eine Kundgebung geplant ist.
Die Schülervertreter möchten dort eine
Unterschriftenliste an Samtgemeindebürgermeister Peter Selter
übergeben.
Wegen der Demo kann es übrigens zwischen 14 und 16 Uhr zu
Verkehrsbehinderungen in der City kommen, wie die Verwaltung mitteilt.