Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 26. März 2009, Seite 22, Resort Lokales - Leserbrief

Gleichmacherei der CDU bedroht die Vielfalt

Zur Diskussion über das Abitur nach zwölf Jahren an den Gesamtschulen erhielten wir folgende Zuschrift:
„Nun ist sie also wieder da, die leidige Debatte um die Gesamtschulen in Niedersachsen. Nachdem Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann wegen Untätigkeit eine Schelte von ihrem Primus bekommen hat, heißt es im daraufhin schnell zusammengeschusterten Bildungskonzept nunmehr womöglich auch für die niedersächsischen Gesamtschulen: Abitur nach zwölf Jahren. Dabei lassen die Bildungspolitiker der CDU allerdings außer Acht, dass sie damit genau das auf ihre Agenda schreiben, was sie stets vehement kritisiert haben, nämlich die Gleichmacherei.
In einer einseitigen Kampagne wehrte sich der damalige Kultusminister Bernd Busemann gegen die ‚Einheitsschule‘, so der von ihm gewählte Begriff für die Integrierten Gesamtschulen. Die Union sei dagegen für einen Fortbestand der Vielfalt in der niedersächsischen Schullandschaft. Doch zu dieser Vielfalt gehörte anscheinend ausdrücklich nicht die IGS. Deshalb erließ die CDU-geführte Regierung ein Neuerrichtungsverbot für Gesamtschulen. Dieses mussten sie unter dem massiven Elternprotest allerdings wieder zurücknehmen. Auch jetzt gibt es wieder heftige Einwände gegen den Plan der Regierung in Sachen Integrierte Gesamtschule. Deren Schülerinnen und Schüler konnten bisher ihr Abitur auch weiterhin nach 13 Jahren ablegen. Das brachte und bringt der IGS einen nicht zu verachtenden Zulauf an Neuanmeldungen ein, weil sich die Eltern gegen das oft kritisierte Turbo-Abitur entscheiden. Scheinbar ein Dorn im Auge der CDU-Landtagsfraktion, dem sie mit dem Abitur nach zwölf Jahren für alle entgegentreten will.
Sie nennt das ‚gleiche Chancen für alle‘. Doch diese Gleichmacherei der CDU bedroht nun die von ihnen doch so sehr gelobte Vielfalt, die eben gerade an den Gesamtschulen vorherrscht: Schüler aller Leistungsniveaus lernen gemeinsam an einer Schule, unterstützen sich dabei gegenseitig und können sich lange offenhalten, welcher Abschluss für sie der sinnvollste ist. Die Schüler werden an der IGS individuell gefördert. Diese Beurteilung kann ich mir als ehemaliger IGS-Schüler wohl erlauben. Von ‚Einheitsbrei‘ kann also nicht die Rede sein.
Doch das Abitur nach zwölf Jahren bedroht nun diesen Ansatz, der unter den neuen Voraussetzungen nicht mehr so fortbestehen könnte. Anstatt sich also den ewigen ergebnislosen Grabenkämpfen hinzugeben, sollten die Damen und Herren der Union sich lieber auf die Fahne schreiben, endlich ein ordentliches bildungspolitisches Gesamtkonzept vorzulegen, das die Gesamtschulen mal nicht benachteiligt. Auch wenn sie es vielleicht nicht wahrhaben wollen: Diese Schulform ist erfolgreich. Sei es die Liste der besten Schulen Deutschlands, die stets von Gesamtschulen angeführt wird, oder unsere IGS vor Ort in Fürstenau, die zum Beispiel in der Schulinspektion sehr gut abgeschnitten hat und deren Notendurchschnitt beim Zentralabitur jährlich über dem Niedersachsendurchschnitt liegt.“
Hendrik Johannemann
z.Zt. 84 Rue Labillardière
61000 Alençon
Frankreich

 
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