Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 25. März 2009,
Seite 5, Resort Nordwest
Ministerin: Nicht nur Turbo-Abitur
„An Integrierten Gesamtschulen auch künftig
Abschluss nach 13 Jahren möglich“ – Zwei
Linien
hab Hannover. Auch an den Integrierten Gesamtschulen (IGS) in
Niedersachsen kann das Abitur künftig noch nach 13 Jahren
absolviert werden.
Das stellte Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) jetzt vor
Journalisten in Hannover klar. Sie begegnete damit Vorwürfen,
die Regierung wolle der IGS generell das
„Turbo-Abi“ nach zwölf Jahren aufzwingen
und damit diese Schulform „zerstören“.
Laut Heister-Neumann verfolgt die Landesregierung ein Konzept mit zwei
Linien zum Abitur. Zum einen solle es eine akademisch geprägte
Schullaufbahn geben, die in insgesamt zwölf Jahren zur
allgemeinen Hochschulreife führe. Diese Linie gelte
für Gymnasien, Kooperative Gesamtschulen und gymnasiale
Züge an Integrierten Gesamtschulen.
Daneben stehe eine berufsorientierte Schullaufbahn an Haupt- und
Realschulen und an Gesamtschulen. Wer hier nach Klasse 10 mit seinem
Abschluss die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe
erwerbe, könne nach drei weiteren Jahren – also
insgesamt 13 – das Abitur absolvieren. Das gelte
ausdrücklich auch für Besucher der Integrierten
Gesamtschulen, unterstrichHeister-Neumann.
Die Ministerin wandte sich zugleich gegen Darstellungen, wonach die
integrative Form des Unterrichts an der IGS wegen der
verkürzten Zeit bis zum Abitur aufgegeben werden
müsse. „Das ist falsch“, sagte
Heister-Neumann. So finde in den Schuljahrgängen 5 und 6
Pflichtunterricht wie bisher nur integriert statt; in den
Jahrgängen 7 bis 10 bildeten Ausnahmen die Fächer mit
Fachleistungsdifferenzierung.
Gesichert werden solle das „Abi nach 12“ durch den
Start der zweiten Fremdsprache im 6. Jahrgang sowie eine
Fachleistungsdifferenzierung auf drei Anforderungsniveaus. Zwischen
diesen Kursen sei wie bisher jederzeit ein Wechsel möglich.
Festgehalten werden solle auch am Aufrücken statt Versetzen
sowie an Lernentwicklungsberichten statt Notenzeugnissen, versicherte
die CDU-Politikerin.
Laut Heister-Neumann soll der beschleunigte Weg zum Abitur an
Integrierten Gesamtschulen zum 1. August 2010 gestartet werden. 2018
gebe es dann die ersten Absolventen, die ein Jahr früher die
Hochschulreife erworben haben.
Heister-Neumann warnte vor zu großer
„Emotionalität“ in der Debatte.
Gesamtschulen gerieten nicht ins Hintertreffen; für sie gebe
es sogar eine Chance: „Sie können aus den
Erfahrungen mit der Einführung des ‚G 8‘
an den Gymnasien lernen.“
Die Ministerin machte aber auch deutlich, dass an der umstrittenen
Mindestgröße (Fünfzügigkeit) bei
einer neuen IGS festgehalten werden solle. Vor dem Hintergrund des
demografischen Wandels mit rückläufigen
Schülerzahlen müsse gewährleistet sein, dass
eine neue Schule lebensfähig sei. „Jede Schule muss
von sich heraus eine Oberstufe führen
können“, nannte Heister-Neumann als ein Kriterium
für die Größenbestimmung.
Nach Angaben der Ministerin sind zwischenzeitlich 16 Anträge
auf Errichtung einer IGS eingereicht worden. In drei Fällen
aus Südniedersachsen habe man eine Genehmigung versagen
müssen, sagte Heister-Neumann. Derzeit gibt es in
Niedersachsen 33 Gesamtschulen, davon neun integrative.