Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 11. März 2009,
Seite 5, Resort Nordwest
CDU will bei Turbo-Abi hart bleiben
„Künftig auch an Gesamtschule“
hab Hannover. Trotz heftiger Kritik will die CDU-geführte
niedersächsische Landesregierung daran festhalten, das Abitur
nach zwölf Jahren auch für Integrierte Gesamtschulen
(IGS) verbindlich vorzuschreiben. Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, David
McAllister, versicherte gestern in Hannover, die Koalition werde an
einem entsprechenden Vorschlag des Kabinetts nicht rütteln.
„Das ist ein Gebot der Gleichbehandlung. Gesamtschulen und
Gymnasien müssen die gleichen Start- und Rahmenbedingungen
haben“, sagte McAllister.
Der CDU-Politiker betonte, das Abitur nach zwölf Jahren sei
„internationaler Standard“ und beispielsweise auch
in Frankreich, Großbritannien und dem
„PISA-Musterland“ Finnland seit Langem Praxis.
„Was in Finnland geht, sollte auch bei uns möglich
sein“, betonte McAllister.
Der CDU-Politiker unterstrich, bei der Vorgabe für die
vorzeitige Absolvierung des Abiturs handele es sich um keine
„Maßnahme gegen die IGS“. Die
Änderung werde auch nicht kurzfristig eingeführt,
sondern erst im Zeitraum 2017/2018 wirksam. Insofern gebe es Zeit
genug, sich darauf einzustellen.
McAllister bekräftigte, dass die Koalition an der
Grundsatzentscheidung festhalte, das gegliederte System mit
Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien als Regelfall und Gesamtschulen
als „Ergänzung“ zu verstehen. Der
Fraktionschef äußerte die Erwartung, dass die
Landtagsabgeordneten von CDU und FDP in einer gemeinsamen Sitzung am
17. März das Schulkonzept der Regierung einmütig
verabschieden werden – von den Maßnahmen zur
Sicherung der Unterrichtsversorgung über die Entscheidungen
zur Schulstruktur bis hin zum Beschluss für das Abitur nach
zwölf Jahren an Gesamtschulen.
Unterdessen gibt es weitere Proteste gegen das
„Turbo-Abitur“. So lud die IGS Mühlenberg
in Hannover kurzerhand Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU)
aus, die anlässlich des Europatages mit Schülern
dieser Gesamtschule diskutieren wollte. Die Schulleitung
erklärte den Besuch der Politikerin für
„unerwünscht“.
Die 1800 Schüler ließen 1000 schwarze Luftballons
mit Protestkärtchen aufsteigen. Es hieß, das Abitur
nach zwölf Jahren führe den Gedanken der Integration
an Gesamtschulen ad absurdum.
Das „Aktionsbündnis Gegliedertes
Schulwesen“ (AGS) übte derweil scharfe Kritik am
Landeselternrat (LER) und dessen Vorsitzendem Matthias Kern. Das
Bündnis verschiedener Lehrer- und Elternverbände
monierte eine einseitige Parteinahme des LER für die
Gesamtschule. Nicht hinnehmbar sei auch, dass sich der Landeselternrat
in einem „bildungspolitischen
Linksbündnis“ in Hannover engagiere, um gegen das
gegliederte Schulwesen Front zu machen.