Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 2. Oktober 2008,
Seite 20, Resort Lokales
Ein Pater aus Grafeld hilft in Mosambik
Bernhard Wernke Gast an der IGS
Von Simone Knocke Fürstenau/Grafeld. Aufgeregt rutschen die
Jungen und Mädchen der Klasse 5/3 der Integrierten
Gesamtschule in Fürstenau auf ihren Stühlen hin und
her. Immer wieder strecken sie ihre Finger in die Luft und haben
Fragen. Der ungewöhnliche Besucher kommt mit seinen Antworten
kaum nach. Pater Bernhard Wernke ist ein waschechter Grafelder und
Afrikamissionar dazu. Und vor allem: Er hat viele spannende Dinge zu
erzählen.
Der Pater ist eigentlich selber Lehrer. Er unterrichtet an einer Schule
mit 1400 Schülern in Mosambik. Davon leben 150 Jungen und
Mädchen im Internat der Schule. Viele Fotos hat Pater Bernhard
Wernke mitgebracht. Die deutschen Schüler der 5. Klasse lassen
sich schnell faszinieren von der völlig anderen Art Schule und
der scheinbaren Exotik eines anderen Kontinents. Dass zum Beispiel
Mädchen in Mosambik den Unterricht besuchen dürfen,
ist nicht selbstverständlich. Oft müssen sie auf ihre
Geschwister aufpassen und bei der täglichen Versorgung der
Familie mithelfen. Das geht vor. Erst dann kommen Alphabet und
Rechenkunst.
Um 7 Uhr beginnt die Schule. Die Jungen und Mädchen haben dann
noch nicht gefrühstückt. Der Grund: Die
Nahrungszubereitung ist sehr aufwendig – einfach an den
Kühlschrank zu gehen ist nicht möglich. Das
Hauptnahrungsmittel Mais müssen die Familien zunächst
stundenlang in einem großen Mörser stampfen, bevor
sie es zu Brei verarbeiten können. Fleisch gibt es
höchstens dreimal im Monat. Fisch hingegen steht schon
häufiger auf dem Speiseplan, denn der große Fluss
Sambesi versorgt die Menschen damit reichlich. Früchte und
Gemüse wiederum sind rar, wie Pater Bernhard Wernke
erzählt.
Schule ist angesichts dieser Lebensumstände eigentlich Luxus,
aber auch eine Chance auf ein anderes Leben. Bernd Kruse, der Lehrer
der 5/3, möchte Interesse bei seinen Schülern wecken,
indem er Begegnungen mit Menschen, die in anderen Länder leben
oder arbeiten, vermittelt. Nach dem Motto „Global denken
– lokal handeln!“ will er Interesse und
Verständnis fördern. Bei Pater Bernhard Wernke ist
der Pädagoge auf offene Ohren gestoßen. Er kam gern,
denn das Interesse in Deutschland an seiner Arbeit hilft auch ihm,
seiner „Mission“ und den Kindern in Mosambik.
Schon früh wollte Bernhard Wernke übrigens Missionar
werden. So kam es, dass er sich dem Orden der Weißen
Väter anschloss. Seit 14 Jahren lebt er nun in Afrika. Er
spricht Portugiesisch und die Sprache der Eingeborenen. Aber das
Plattdeutsche hat er nicht gänzlich vergessen, wie auch an
diesem Vormittag an der Integrierten Gesamtschule in Fürstenau
feststellbar ist.