Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 11. April 2008,
Seite 21, Ressort Lokales
„Alle sind gut vorbereitet“
Thema Rechtsextremismus
mk Fürstenau.
25 interessierte Schüler, drei informationsfreudige
Polizeibeamte, ein engagierter Lehrer und ein wichtiges Thema: der
Rechtsextremismus. Zwei Schulstunden hatten die Klasse 10/3 der IGS
Fürstenau und ihr Lehrer Bernd Kruse einschließlich
einer eigens mit dem Thema befassten Schüler-AG für
diesen Meinungsaustausch angesetzt.
Und der war als ein Teil einer ganzen Unterrichtseinheit zu verstehen.
„Alle sind gut vorbereitet“, signalisierte Bernd
Kruse denn auch mit Verweis auf ein jüngst veranstaltetes
Fußballturnier, das unter dem Motto „Gegen Gewalt
und Rassismus“ stand. Dass die Mädchen und Jungen
sich außerdem mit rechten Schriften und Plakaten, mit Hitlers
„Mein Kampf“ und mit Nationalsozialismus
grundsätzlich befasst hatten, erzählte Kruse auch. So
stießen Manfred Egler von der Polizei Bersenbrück,
Werner Liening-Ewert vom Staatsschutz und Jürgen
Krämer als Polizeibeamter einer Spezialeinheit auf ein
wohlvorbereitetes Publikum.
Und das hatte Fragen. Den über 20 Din-A-4-Bögen nach,
die die Schülerschaft dabei hatte, jede Menge. Und irgendwann
trauten sich einige Jungen und ein paar Mädchen denn auch.
Andreas und Joyce als AG-Sprecher vorneweg. Er und seine
Mitschüler erfuhren dann, dass die Polizei beispielsweise
zwischen rechten Mitläufern, erlebnisorientierten Mitmachern
und politisch Motivierten unterscheidet. Letztere haben geschulte Leute
in ihren Reihen, die es verstehen, Kinder oder Jugendliche –
in der Regel Einzelgänger – gezielt anzusprechen und
anzuwerben. „Das sind kadergeschulte Leute, die konspirativ
agieren“, so Liening-Ewert. So würden diese
beispielsweise unter dem Deckmantel eines ganz normalen
Pfadfinderlagers Veranstaltungen anbieten, in denen Werte wie
Freundschaft oder Hilfsbereitschaft hochgehalten würden. Sie
ließen aber sehr wohl durchblicken, dass nur Reinrassigkeit
gelte und „Schwarze, Schwule oder Juden als Dreck“
anzusehen seien.
Die Beamten informierten weiterhin über rechte
Schulungsseminare,
Partys, rechte Musik und Internetaktivitäten der Szene. Eines
gaben sowohl Kruse als auch Lienig-Ewert den Schülern als
Empfehlung mit auf den Weg: Tolerant zu sein, niemanden auszugrenzen
und bedenken, dass die Würde des Menschen unantastbar sei.