Bersenbrücker Kreisblatt, Ausgabe vom 27. März 2008,
Seite 19, Ressort Lokales
Stärkung des Profils möglich
Größere
Selbstständigkeit durch die
Eigenverantwortliche Schule
Von
Hendrik Johannemann Altkreis Bersenbrück. An
Niedersachsens Schulen hat sich in letzter Zeit viel getan. Das
Zentral- abitur wurde eingeführt, ebenso wie das Abitur nach
zwölf Jahren an Gymnasien, und seit diesem Schuljahr gibt es
die Eigenverantwortliche Schule. Doch was bedeutet eine
größere Selbstständigkeit für die
Schulen?
„Das Modell der Eigenverantwortlichen Schule bietet uns vor
allem größere
Gestaltungsspielräume“, meint die Politik- und
Chemielehrerin Sigrid Leinert-Pankratz, Mitglied im neu
gewählten Schulvorstand der Integrierten Gesamtschule
Fürstenau. So entscheide die Schule zum Beispiel
eigenständiger über die verfügbaren
Geldmittel, so dass sie nur dort eingesetzt werden, wo es wirklich
nötig sei. Auch bei der Neueinstellung von
Lehrkräften könne die Schule von nun an besser
mitreden. „Eine größere
Unabhängigkeit kann zur Qualitätssteigerung
beitragen. Die Schulen sind jetzt nämlich in der Lage,
intensiver auf ein eigenes Profil hinzuarbeiten.“
Das ist dadurch möglich geworden, dass viele Erlasse aus dem
Schulgesetz weggefallen sind und den Schulen mehr
Entscheidungskompetenzen zugestanden wurden. Das brachte aber auch
strukturelle Änderungen mit sich. So mussten die Schulen
Schulvorstände bilden, die aus dem Schulleiter, Lehrer-,
Schüler- und Elternvertretern bestehen. Diese Gremien haben
jetzt die wesentliche Beschlusskraft.
„Dadurch ist der Einfluss der Schüler immens
gestiegen“, findet Jan Hinrich Tepe aus Vechtel,
Schüler des 11. Jahrgangs und ebenfalls Mitglied im
Schulvorstand der IGS Fürstenau. „Die Schulen sind
nicht mehr so abhängig von höheren Instanzen und
können somit mehr bewirken.“
Die Schulen müssen weiterhin – falls noch nicht
vorhanden – ein eigenes Schulprogramm erstellen, in dem sie
zum Beispiel Ziele zur Verbesserung der Unterrichtsqualität
festsetzen. „Auf diese Weise bekommen auch die Eltern mehr
Einblick in die Schulstrukturen und können aktiver an
Veränderungen mitarbeiten“, erklärt Birgit
Heidemann, die als Elternvertreterin dem Schulvorstand der IGS
Fürstenau angehört. Das Konzept der
Eigenverantwortlichen Schule bringe zusätzlich eine
größere Verantwortlichkeit für alle
Beteiligten mit sich. „Daher ist es sehr wichtig, dass man
gemeinsam konstruktiv arbeitet und auch als Bindeglied zwischen
verschiedenen Positionen vermittelt.“
Die Schulen sind dazu verpflichtet, regelmäßig
über ihre Arbeit und Fortschritte Bilanz zu ziehen, um
erfolgreiches Handeln zu gewährleisten. Den Schulleitern kommt
dabei eine entscheidende Rolle zu, da sie letztendlich die
Hauptverantwortung für das Agieren der Schule tragen.
Dennoch sind die Schulen nicht vollkommen unabhängig. Nach wie
vor müssen sich die Lehrer an die so genannten Kerncurricula
halten, was heißt, den Schülern festgelegte
Unterrichtsinhalte und Fähigkeiten zu vermitteln. Die
Schulinspektion überprüft und bewertet
außerdem regelmäßig die
niedersächsischen Schulen. Nicht zuletzt sind die Ergebnisse
der zentralen Abschlussprüfungen ein Indikator für
die Qualität der Schulen.