Bersenbrücker Kreisblatt 10.07.2007
Wie viel Geld darf die Bücherei kosten?
Bestand von 30000 auf 12000 Medien geschrumpft
ja
Fürstenau/Bippen/ Berge.
Wie viel darf eine Bibliothek für 17000 Einwohner im Jahr
für neue Medien ausgeben? Die Antwort darauf in der
Samtgemeinde Fürstenau ist im Haushaltsbuch nachzulesen: 1000
Euro. "Das ist viel zu wenig", sagt Bibliothekarin Simone Knocke. 5000
Euro im Jahr müssten es schon sein, um eine Bücherei
für die Fürstenauer, Bippener und Berger zu
betreiben, die diesen Namen auch verdient.
Die Zahlen sprechen für sich. Befanden sich Anfang der
90er-Jahre noch rund 30000 Medien im Bestand der Bibliothek der IGS und
der Samtgemeinde, so sind es aktuell noch 12000. Diebstahl? Nein. Es
ist nur so, dass eine florierende Bibliothek ihre kleinen und
großen Schätze gern und oft ausleiht. Da kommt es zu
einem gewissen Verschleiß. Nach 100-fachem Lesen ist auch das
beste Papier einfach zerfleddert. Es muss ersetzt werden.
Dass ist die eine Seite des Buches. Die andere: Speziell Sachliteratur
veraltet schnell. Was sollen beispielsweise Schüler mit
Schinken aus den 70er-Jahren anfangen, wo die Möglichkeit
erörtert wird, ob es vielleicht einmal eines Tages ein
weltweites Datennetz geben könnte? Solche Werke sind
allenfalls noch für Soziologen und Historiker interessant, die
über veränderte Denk- und Sichtweisen in der
Gesellschaft forschen - nicht aber für Schüler, die
mit der Zeit gehen müssen.
Bei den Klassikern der Literatur ist das natürlich etwas
anders. Gleichwohl stimmt es nachdenklich, wenn im arg vergilbten
Büchlein von Eichendorff über den "Taugenichts" noch
der Stempel der "Mittelschule Fürstenau" zu entdecken ist. Wie
lange kann es noch zu Markte getragen werden?
Dem schrumpfenden Bücherbestand steht eine immer noch
stattliche Zahl von Ausleihen gegenüber. 14000 pro Jahr sind
es gegenwärtig, wie Simone Knocke berichtet. 80 Prozent der
Nutzer seien Kinder und Jugendliche - übrigens keineswegs nur
aus Fürstenau, wie oft vermutet wird. Von der
Samtgemeindebibliothek profitieren auch die Grundschulen in
Schwagstorf, Bippen, Grafeld und Berge. Einmal in der Woche
fährt Margret Theilen die Schulen ab und bringt Kisten mit
Büchern vorbei - meistens speziell auf Unterrichtsthemen und
Projekte abgestimmt. Auch sind Schüler aus der Samtgemeinde
immer wieder zu Gast in der Bibliothek. Damit sie auch in Zukunft
genügend Lesestoff haben, muss der Bestand aufgestockt werden,
wie wohl nicht nur Simone Knocke findet.