Bersenbrücker Kreisblatt 31.01.2007
Schullandschaft in Bewegung
Von Jürgen Ackmann
Fürstenau/ Berge/ Bippen.
Mit der "Schullandschaft" ist es ein bisschen wie mit der
Kontinentaldrift. Hier faltet sich langsam die Erde auf, dort senkt sie
sich ab. Prozesse, die sich langsam vollziehen, die aber doch
nachhaltig wirken. Auch das Schulwesen in der Samtgemeinde
Fürstenau ist in der Drift. Ein kleiner Überblick.
Marienschule: Nach mehr als 100 Jahren öffnet sich die
Mädchenschule im Sommer erstmals wieder für Jungen.
Schwester Barbara, die Schulleiterin, will auf diese Weise den Bestand
der Privatschule für Haupt- und Realschüler
längerfristig sichern. Gleichwohl wird dieser Schritt
vermutlich auch andere Schulen in der Region nicht unberührt
lassen. Der Leiter der Berger Haupt- und Realschule, Wolfgang Deffner,
erklärt zu diesem Thema, dass er grundsätzlich nichts
gegen Konkurrenz habe. Sie belebe die Schullandschaft. Ein Problem sei
jedoch, dass die Berger Haupt- und Realschule im Gegensatz zu den
anderen weiterführenden Schulen in der Region als einzige an
die Schulgrenzen der Samtgemeinde Fürstenau gebunden sei.
Gleichwohl gebe es Anfragen von Eltern aus anderen Samtgemeinden.
Grundschule Grafeld: Nicht das erste Mal steht die Zukunft dieser
kleinen Schule zur Debatte. Als der Standort das letzte Mal zur
Disposition stand - das war im Jahr 2003 - machten die Grafelder
erfolgreich mobil. Das Ergebnis: 2008 solle die Situation noch einmal
von der Politik neu diskutiert werden. Jetzt - im Jahr 2007 -
beherbergt die Schule zwei Klassen mit 15 Kindern in der ersten und
zweiten Klasse sowie 23 Kindern in der dritten und vierten Klasse. Zu
wenig, um guten Unterricht zu machen? Zu teuer, um den Betrieb
weiterzuführen? "Natürlich nicht", findet Harry Hahn,
Klassenlehrer der "Kombiklasse 3/4". Das
jahrgangsübergreifende Prinzip, das wegen der geringen
Schülerzahlen notwendig sei, funktioniere gut und werde zudem
in den Pisa-Studien sogar empfohlen, weil jüngere und
ältere Schüler voneinander lernten. Überdies
belegten die regelmäßigen Tests, die an Grundschulen
im Land durchgeführt würden, dass Grafeld meistens
sogar "einen Tick über dem Durchschnitt" liege.
Auch das Kostenargument zählt für Harry Hahn nur
bedingt - auch deshalb, weil eine Schule vor Ort nicht nur für
sich betrachtet werde dürfe. Sie sei ein wichtiges
Strukturelement, das zur Lebensqualität gehöre. Sie
trage dazu bei, Familien vor Ort zu halten und neue hinzuzugewinnen.
Gerade in der Samtgemeinde Fürstenau, die strukturschwach sei,
müsse das Vorhandene gepflegt werden. "Sonst blutet die Region
aus", erklärt Harry Hahn.
Das sieht Samtgemeindebürgermeister Peter Selter
übrigens ähnlich. "Wir dürfen nicht nur auf
technische Daten und auf aktuelle gesetzliche Vorgaben schauen. Wichtig
ist es auch, auf die Qualität und Funktion einer Schule zu
achten", betont er. Gerade kleine Schulen hätten auch ihre
Vorteile. Dies wisse er auch von seiner Frau, die als Lehrerin
ebenfalls an einer Dorfschule unterrichte. Weiterhin habe der
Kultusminister erst kürzlich erklärt, dass in
Niedersachsen auch kleine Schulen erhalten werden sollten.
IGS: Zwar ist es still geworden in der Debatte um einen
"fachgymnasialen Zweig", der insbesondere Realschülern
Perspektiven bieten soll, doch ist das Thema nicht vom Tisch. Wie der
Sprecher des Landkreises, Burkhard Riepenhoff berichtet, sei die
Behörde im Gespräch mit dem Kultusministerium in
Hannover, um Möglichkeiten zu erörtern, wie
für gute Realschüler ein attraktives Angebot gemacht
werden könne, das genehmigungsfähig sei. Auch Peter
Selter will in Kürze in dieser Frage Gespräche
führen, um sich mit Schule und Politik in Quakenbrück
und Bersenbrück abzustimmen.