Bersenbrücker Kreisblatt (Archiv) 14.07.2006

Wenn Schüler auf Schüler treffen

wün Fürstenau.
"Vielleicht werde ich später Krankenschwester. Ich könnte mir aber auch Heilpädagogik vorstellen. Auf jeden Fall möchte ich etwas mit Menschen machen", sagt die 14-jährige Valerie. Die Schülerin der IGS Fürstenau sitzt neben dem 20-jährigen Viktor, der die Abschlussklasse des Paul-Moor-Bildungszentrums besucht. Gemeinsam basteln sie eine Lampe und kleben dafür Seidenpapier auf eine Sektflasche.
 Im Zuge einer Projektwoche ist die IGS Fürstenau einen ganzen Vormittag zu Besuch in der Tagesbildungsstätte für geistig behinderte Kinder und Jugendliche in Bersenbrück. Im direkten Kontakt mit behinderten Schülern bekommen die Achtklässler eine Vorstellung, wie der Alltag im Paul-Moor-Bildungszentrum aussieht. Sie erfahren, dass die meisten morgens von zu Hause gebracht werden, dass es ein gemeinsames Mittagessen gibt, dass ein Schultag bis 15 Uhr dauert und die Jungen und Mädchen des Paul-Moor-Bildungszentrums zu so viel Selbstständigkeit wie möglich erzogen werden sollen.
Die Projektwoche "Berufs- und Lebensplanung" hat die IGS Fürstenau im Fach "Arbeitswelt" vorbereitet. Nicht alle der 41 Achtklässler, die an diesem Tag das Paul-Moor-Bildungszentrum und die Gemeinnützigen Werkstätten der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück besuchen, haben schon so klare berufliche Vorstellungen wie Valerie. Bei der Kreissparkasse, einer Druckerei oder einer Autowerkstatt informieren sie sich über die Möglichkeiten, sich ausbilden zu lassen. Bei den Einrichtungen der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück stehe die Frage im Vordergrund: Passt dieses soziale Berufsfeld zu mir?, so Lehrer Patrick Mauritz. "Was ich wichtig finde, ist der Kontakt zu behinderten Menschen. Da gibt es auch Berührungsängste", stellt der Pädagoge fest. Umso wichtiger sei es, dass sich die Heilpädagogische Hilfe in Bersenbrück für Jugendliche nach außen öffne.
Nicht alle haben heute ihren Traumberuf gefunden. Die 14-jährige Lydia meint: "Ich möchte lieber Bürokauffrau werden. Ich ziehe mich gerne etwas zurück." Valerie dagegen kann sich nicht vorstellen, den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Sie interessiert sich so sehr für die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen, dass sie im kommenden Schuljahr ihr dreiwöchiges Betriebspraktikum im Paul-Moor-Bildungszentrum absolvieren wird.

 

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