Osnabrücker Land (Archiv) 07.06.2004

"Einzige Chance, um die Oberstufe zu erhalten"

Fürstenau (cg)
Samtgemeinde und Integrierte Gesamtschule (IGS) Fürstenau ziehen am gleichen Strang: Beide wollen den Exodus der Grundschüler in Schulen außerhalb der Gemeindegrenze stoppen. Die IGS geht jetzt in die Offensive, um für die Vorzüge ihrer Schule zu werben.
Denn: Auf Dauer rückläufige Schülerzahlen gefährden an der IGS nicht nur den Bestand der gymnasialen Oberstufe, sondern auch den Haupt- und Realschulstandort Berge. Auf diese mögliche Entwicklung wies IGS-Schulleiter Karl-Heinz Dirkmann im Schulausschuss des Samtgemeinderates hin.
"Die Existenz der Sekundarstufe II der IGS und die Existenz der HRS Berge hängen eng miteinander zusammen", sagte er. Wenn Fürstenau den Gymnasialzweig verlöre, gäbe es dort nur noch die Sekundarstufe I.
Wenn gleichzeitig weiterhin 37 Prozent der Grundschüler Schulen außerhalb der Samtgemeinde wählten- in diesem Jahr bleiben der HRS Berge und der IGS Fürstenau von 176 Viertklässlern nur 110 Kinder -, stünde die HRS zur Diskussion (siehe "Zur Sache"). Dirkmann: "Dann gibt es in der Samtgemeinde nur noch eine Sekundarstufe I, und die steht vermutlich in Fürstenau."
So weit soll es aber nicht kommen. HRS, IGS und Samtgemeinde sind sich einig: Dauerhaft soll es zwei starke Schulstandorte in der Samtgemeinde Fürstenau geben. Dazu sind aber höhere Schülerzahlen als bisher notwendig. "Förderung - Orientierung - Abschlussoffenheit" - das sind die Schwerpunkte eines von der IGS-Gesamtkonferenz verabschiedeten Konzeptes. Auslöser ist die Schulreform, denn durch den Wegfall der O-Stufe erfolgt die Wahl der weiterführenden Schule bereits in Klasse 4. "Das führt zu Unsicherheiten und zu erhöhtem Leistungsdruck bei Schülern", erläuterte Karl-Heinz Dirkmann. Und gerade davor warnten Fachleute. Hier sieht er die Chance der Gesamtschule, die demgegenüber auf ein langes Offenhalten des Abschlusses ausgelegt sei.
Dazu gibt es in der IGS künftig andere Klassenstrukturen. "Schüler, die zwischen zwei Schulformen stehen, werden in einer Klasse zusammengefasst", sagte Dirkmann. "Das ist dann keine klassische IGS mehr." Die sah ursprünglich eine undifferenzierte Zusammenfassung der Schüler vor.
Beispiel: Schüler mit Gymnasialempfehlung bilden zusammen mit Realschul-Empfohlenen eine Klasse. Die werde bis Ende der 8. Klasse nicht differenziert. "Ziel ist, alle zum Realschul- und möglichst viele zum Erweiterten Sekundarabschluss I zu bringen." Gleiches erfolgt bei den HS-Empfohlenen, die gemeinsam mit RS-Empfohlenen unterrichtet werden. Alle sollen zum Hauptschulabschluss, viele zum RS-Abschluss gebracht werden.
"Wir geben den Kindern Zeit, sich zu entwickeln. Das ist ein Vorzug gegenüber einer zu frühen Entscheidung in Klasse 4." Gleichzeitig will die IGS ihre Angebot den neuen Erfordernissen anpassen. Beschlossen hat die Gesamtkonferenz außerdem ein erweitertes Ganztagsangebot mit dem Schwerpunkt Hausaufgabenhilfe und soziales Lernen. Dirkmann: "Das ist die einzige Chance, die Sekundarstufe II auf Dauer zu erhalten."

 

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